In meinem Leben gab es immer wieder Phasen, in denen es mir nicht so gut ging, in denen ich Schweres verarbeiten musste. Trotzdem war und bin ich immer wieder verblüfft darüber und dankbar dafür, wie oft ich wie viel Glück habe. Zur rechten Zeit die richtigen Menschen getroffen, Entscheidungen gefällt habe, die sich vielleicht nicht gleich, aber dann eben doch langfristig als richtig und gut gezeigt haben.

Wenn ich darüber nachdenke, empfinde ich mich als jemanden mit regelrecht unverschämtem Glück.

Kann man es beeinflussen, ob man eher Glück oder Pech hat?

Ist es Karma? Die richtige Einstellung? Die richtige Form, Wünsche ans Universum zu formulieren?

Letztendlich weiß ich es nicht und ich fürchte, im Grunde weiß es niemand wirklich.

Richard Wiseman, ein englischer Psychologe und Wissenschaftler, hat genau diesem Thema seine Forschungen gewidmet. Sein populärwissenschaftliches Buch „So machen Sie Ihr Glück“ verarbeitet seine Thesen sehr allgemeinverständlich.

Und er hat tatsächlich einige Eigenschaften und Haltungen heraus gefiltert, die „Pechvögel“ von „Glückspilzen“ unterscheidet. Auch wenn das Buch m.E. ein wenig langatmig ist und sich die Haupthypothesen mehrfach wiederholen: Die Lektüre ist auf jeden Fall lesenswert.

Was unterscheidet Pechvögel von Glückspilzen?

Das Buch ist einigermaßen dick und ich kann es hier sicherlich nicht umfassend zusammenfassen. Aber das hier sind die für mich seine wesentlichen Erkenntnisse. Und meiner Erfahrung und Beobachtung zufolge stimmt das auch so (und entspricht interessanterweise sogar dem, was die „universellen Wünscher“ als spirituelle Wahrheiten ausgeben):

Um Glück zu haben, ist es gut, offen für neue Erfahrungen zu sein.
Wer immer das Gleiche tut, senkt die Wahrscheinlichkeit, dass einmal etwas Überraschendes passiert. Als Beispiel nennt Wiseman Leute, die sich auf einer Party vornehmen, gerade Menschen anzusprechen, die sie normalerweise nicht ansprechen würden.

Gelassenheit hilft
Wer angespannt und/oder ängstlich ist, hat ein eingeschränktes Gesichtsfeld und nimmt einfach nicht wahr, was es alles so an Möglichkeiten gibt. Wiseman beschreibt einen Versuch, in dem Versuchspersonen in ein Café gehen sollten, um dort eine Aufgabe zu erledigen. Die „Pechvögel“ haben die vielen Geldscheine gar nicht gesehen, die Wiseman auf dem Weg zum Café auf den Boden gelegt hatte, weil sie so fixiert auf die Aufgabe waren, die sie im Café erwartete. Die „Glückspilze“ sahen und nahmen die Geldscheine. Und freuten sich und fühlten sich vom Glück begünstigt. Spannend: Gleiche Umgebung, unterschiedliche Erfahrung.

„Glückspilze“ haben positive Erwartungen an ihre Mitmenschen und die Zukunft

Auch spannend: Diejenigen, die sich als „Glückspilz“ beschrieben, waren diejenigen, die einfach davon ausgingen, dass auch in Zukunft alles bestens laufen würde, dass ihre Mitmenschen ihnen wohl gesonnen seien etc. Kunststück, könnte man sagen, wenn man ständig Glück hat, kann man ja auch positiv denken. Stimmt natürlich.

Und: Glückspilze finden selbst in schwierigen und schmerzhaften Erlebnissen etwas Positives. So berichtet er z.B. von jemandem, die sich als „Glückspilz“ einschätzt, weil sie einen schweren Autounfall überlebt hat. Ein „Pechvogel“ hingegen hebt das Pech hervor, dass ihm überhaupt ein Unfall passiert ist.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen innerer Einstellung und dem Phänomen „Glück haben“. Und zwar

– einerseits äußerlich: Es passieren tatsächlich mehr positive Dinge, wenn man offen auf die Welt und die Menschen zugeht, dabei für Abwechslung sorgt etc.

– andererseits aber auch innerlich: Selbst wenn etwas sozusagen „objektiv“ negatives passiert, können „Glückspilze“ so damit umgehen, dass sie eher gestärkt daraus hervor gehen.

Wer es schafft, seine innere Haltung so zu verändern, dass man z.B. gelassener, offener und optimistischer ist, der wird künftig deutlich mehr Glück haben.

Im Buch gbt’s noch jede Menge anderer Strategien, die sich durchaus zum Nachlesen empfehlen.

Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, noch bewußter auf meine inneren Bewertungen, Haltungen und auch auf meine Handlungen zu achten und manches, was Wiseman beschreibt, noch aktiver in mein Leben einzubauen.

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

Sie möchten weiterlesen?

Hier finden Sie ältere Blog‑Artikel:

Oder suchen Sie einfach nach Stichworten: