logoIn der Interview-Serie „I Do It My Way“ stelle ich Menschen vor, die einen nicht ganz gradlinigen Weg hinter sich und einiges zu erzählen haben. Die Serie soll Mut machen und aufzeigen, dass „Erfolg“ nicht immer stromlinienförmig aussieht.

Viel Freude damit!

In the interview series „I Do It My Way“ I introduce people who haven’t necessarily had a straight path in life, and who have something significant to say. The point of the series is to encourage and show that „success“ doesn’t always come from following the mainstream.

You find the English version of the interview in blue below.

Enjoy!


Wie stellen Sie sich einen erfolgreichen Coach für Führungskräfte vor? Grauer Anzug, Krawatte? Ansässig in der Schweiz? All das stimmte irgendwann mal für meinen aktuellen Interview-Gast. Heute freue ich mich sehr darüber, Ihnen Sundae Schneider-Bean vorstellen zu dürfen. Ein Führungscoach der außergewöhnlichen Art. Sie lebt als Amerikanerin (inzwischen Schweizerin) mit ihrem Schweizer Mann und ihren Kindern in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder Afrikas. Ich bin beeindruckt von ihrem Mut und ihrer Offenheit, immer wieder in neue Kulturen einzutauchen. In diesem Interview berichtet sie von ihrem Weg – nicht nur nach Afrika, sondern auch zu einigen wichtigen Erkenntnissen.

 

Imagine a successful executive coach. Grey suit and white collar? Living in Switzerland? These were true at some point for today’s guest on my blog. I’m so pleased to introduce you to Sundae Schneider-Bean, a very special type of executive coach. She is an American (turned Swiss) who lives with her Swiss husband and their kids in Burkina Faso – one of Africa’s poorest countries. I’m impressed by her courage and openness to dive into new cultures again and again. In this interview she shares her story of going her own way. Which not only led her to Africa, but also brought her closer to some important insights.

 


Was machen Sie beruflich?

Ich bin Führungskräftecoach, Spezialistin für interkulturelle Themen, Trainerin und Beraterin. Im August 2013 habe ich meine Stelle als Leiterin des Interkulturellen Managements beim zweitgrößten Schweizer Unternehmen gekündigt, um nach Ouagadougou in Burkina Faso (Westafrika) zu ziehen. Hier konzentriere ich mich mit meinem Unternehmen darauf, Menschen darin zu unterstützen, über kulturelle Grenzen hinweg gut zu leben und erfolgreich zu arbeiten – ohne dass ihre Abenteuerlust und der Sinn dahinter verloren geht. Meine Kunden haben völlig unterschiedliche Hintergründe, müssen sich unterschiedlichsten Herausforderungen stellen und kommen aus allen Ecken dieser Welt. Sie sind häufig Führungskräfte oder Menschen, die ihre Partner auf langen Auslandseinsätzen begleiten.

Sundae Schneider-Bean

Sundae Schneider-Bean

 

What is your profession?

I am an executive coach, intercultural specialist, trainer and consultant. In August 2013 I left my role as Head of Intercultural Management at Switzerland´s second largest company to move to Ouagadougou, Burkina Faso (West Africa). My company is focused on helping professionals and their partners live well and work successfully across cultures – without losing their sense of purpose and adventure. My clients’ backgrounds vary as much as their challenges and they hail from all corners of the world. Often my clients are in high-level positions or are the accompanying spouse of someone on a long-term assignment abroad.

 


Was ist das Wichtigste, das Sie an einem typischen Tag tun?

Meine wichtigste tägliche Aktivität? Darüber nachdenken, wie ich am besten ein Gleichgewicht zwischen meinen persönlichen, beruflichen und partnerschaftlichen Bedürfnissen und Wünschen herstellen kann.

 

What is your most important daily activity?

My most important daily activity? Reflecting on how I can best live in balance with my personal, professional and relationship needs and desires.


Ich finde, dass Sie einen ungewöhnlichen privaten/beruflichen Weg gegangen sind. Stimmt das in Ihrer Wahrnehmung? Was genau finden Sie daran ungewöhnlich?

Es ist mein Leben. Und das einzige, das ich kenne – insofern scheint es mir nicht ungewöhnlich zu sein. Alles in allem genommen finden viele Leute es aber schon einzigartig. Ich bin in einer Kleinstadt im ländlichen North Dakota (USA) als Kind eines hart arbeitenden Bauern und einer ebenso hart arbeitenden „Hausfrau“ aufgewachsen. Als ich später auf die Universität ging, begannen die Dinge vom vorhersagbaren Weg abzuweichen. Diese Richtungsänderung war so wie Susan Scott Erfolg (oder Misserfolg) beschreibt: Zuerst passierte alles Schritt für Schritt und dann alles auf einmal.

Diese Veränderungen gingen meist tief von meinem Inneren aus – ein ganzes Stück entfernt von meinem ursprünglichen rationalen Ansatz. Hier einige Highlights:

I find that you have taken an unusual private/professional route. Is this true in your view? What for you personally is so unusual about it?

It´s my life – and the only one I have known – so for me it doesn´t seem unusual. Nevertheless, when you put it in context people find it unique. I grew up in a small town in rural North Dakota (USA) and was raised by a hard-working farmer and equally hard-working “housewife.” Once I got to university my life started to veer off the predictable path. The change of direction was a lot like how Susan Scott talks about success (or failure) in that it all happened gradually, at first, then all at once. These changes were mostly guided deep from within – a huge departure from my default analytical approach. Here are a few highlights:

 

Während eines Auslandssemesters in Spanien wurde ich vom Reisefieber befallen. Wie hätte ich widerstehen sollen? Die Kasbahs und Schlangenbeschwörer in Marokko sind eine komplett andere Welt als meine heimischen Weizenfelder. In einem kleinen Dorf südlich von Tangier habe ich während eines Sonnenuntergangs über dem Meer mit jeder Zelle meines Körpers gespürt, dass das erst der Anfang war. Ich wollte einen Hunger danach stillen, die Welt zu sehen – einen Appetit, der in mir gebrodelt hatte, seit ich acht Jahre alt war.

Eine Woche später, in der Sixtinischen Kapelle in Italien habe ich darum gebetet, in Richtung meiner Berufung geführt zu werden. In dieser Nacht habe ich in einem Gästehaus in Rom eine Frau kennen gelernt, die darüber erzählte, in „Bangkok“ englisch zu unterrichten. Ehrlich gesagt hätte ich damals Bangkok noch nicht einmal richtig auf einer Landkarte einordnen können. Aber ich wusste, dass ich dorthin musste.

[Tweet „Vermutlich haben Sie nur eine Runde Leben auf diesem Planeten als SIE. Nutzen Sie es gut.#SundaeBean #IdoItMyWay. Tolles interview.“]

While studying abroad in Spain – I was bitten by the travel bug. How could I resist? And Morocco’s casabas and snake charmers were so very different from the familiar wheat fields back home. In a small village south of Tangier, while watching the sunset on the sea, I knew with every cell in my body that this was just the beginning of feeding a hunger to see the world – an appetite that had been growing since I was eight years old.

A week later in the Sistine Chapel in Italy, I asked for guidance on what had started to feel like a calling emerging. That night in a guesthouse in Rome I met a woman who talked about teaching English in “Bangkok”. To be honest, I couldn´t have successfully placed Bangkok on a map at that time – but I knew I had to go there.

 

Der Plan war, in Bangkok/Thailand einen Monat lang englisch zu unterrichten. Zwei Tage nach meiner Ankunft verlängerte ich meine Reise auf zweieinhalb Monate. Ich begann zu reisen, kam dabei bis nach Vietnam und Laos, nur meinem Pass und meinem Rucksack dabei.

Dort in Vietnam und Laos habe ich dann meinen jetzigen Mann kennen gelernt und mich in ihn verliebt. In Laos habe ich auch einen Bhutanesischen Kunsthändler kennen gelernt (für den ich später meine feste Stelle aufgegeben und kurzzeitig gearbeitet habe). Während ich darauf wartete, dass der Bhutanesische Kunsthändler Geld auftrieb, um mich zu bezahlen, zog ich 2000 in die Schweiz – wo ich meine Reiseliebe heiratete.

I planned to teach English in Bangkok, Thailand for a month. Two days after I arrived, I ditched the plan and extended my trip to two-and-a-half months. I began to travel in the region, making my way through Vietnam and Laos with just my passport and a backpack.

In Vietnam I met my future husband. In Laos I met a Bhutanese art dealer (for whom I shortly thereafter left my corporate job). While waiting for the Bhutanese art dealer to find the money to pay me, I moved to Switzerland in 2000 – where I married my travel sweetheart.

Sundae enjoying the elephants at Nazinga Game Reserve, Burkina Faso

Sundae enjoying the elephants at Nazinga Game Reserve, Burkina Faso

 

In der Schweiz habe ich hart gearbeitet, um mich beruflich wieder gut aufzustellen. Ich bin viel gereist und brachte zwei wunderbare Kinder auf die Welt. 2004 begann ich mit einigem Gegenwind Interkulturelle Kommunikation zu studieren, es war einige Zeit bevor das Fach in der Schweiz einen guten Ruf hatte. Dennoch konnte ich mich bis 2010 beruflich in der Schweiz auf einem Niveau etablieren, das meine Vorstellungskraft überstieg. Ich arbeitete auf englisch und auf deutsch. Ich coachte Führungskräfte der größten landesweiten Unternehmen, trainierte Top-Profis in sich schnell verändernden Bereichen und hatte Anfragen als Rednerin für wichtige Unternehmens-Events. Das Leben war gut. Ich habe das genossen, was die amerikanische Soziologin Dr. Martha Beck „Das gelobte Land“ nennt. Das ist die Zeit im Leben, in der man die Früchte seiner Arbeit erntet. Und gleichzeitig die Phase kurz vor einer größeren Veränderung. Diese Veränderung kam Ende 2012, als mein Mann mir lässig mitteilte, dass er sich beworben hatte – bei der Schweizer Version des Auswärtigen Amts. Er rechnete nicht wirklich damit, dass ihm der Job angeboten werden würde und wir bald abwägen würden, ob wir lieber in die Mongolei, Taschikistan oder Burkina Faso gehen wollten.

Es war gleichzeitig aufregend und ziemlich aufwühlend, sich vorzustellen dass wir unser hart erarbeitetes Leben aufgeben würden. Als meine Ängste zwischendurch Oberhand gewannen, habe ich sie überwunden, indem ich wieder die Verbindung zur inneren Weisheit in mir aufnahm. Ich habe versucht, möglichst gut auf meinen Körper zu hören, darauf, was sich richtig anfühlt. Ich habe mich gefragt „was fühlt sich richtig an?“.

In Switzerland I worked hard to recreate myself professionally, travelled extensively and brought two amazing children into the world. In 2004, I had gone against the grain by studying intercultural communication at a time before it had gained full recognition in the country. Nevertheless, by 2010, I had established myself professionally within Switzerland at a level beyond my imagination. I was working in both English and German. I was coaching CEOs of the largest companies in the country, training top-professionals in fast-moving industries, and being asked to speak at major corporate events. Life was good. I was enjoying, what American sociologist Dr. Martha Beck calls, “the promised land”. This is the time of your life when you are enjoying the fruits of your labor. And the phase right before another major change sweeps you up. That change came in late 2012 when my husband told me nonchalantly that he had applied for a new job – with the Swiss equivalent of the foreign affairs department. Little did he know that he would be offered the job and we would soon be weighing our options between places like Mongolia, Tajikistan and Burkina Faso.

It was both exciting and unsettling to imagine leaving the life we had worked so hard to establish. When my fears temporarily hijacked my brain, I got through it by going again to that deep place of knowing. Listening to my body – listening for what felt right. I asked myself, “What feels true?”

[Tweet „You likely only have one go on this planet as YOU. Use this turn wisely.#SundaeBean #IdoItMyWay. Great interview.“]

Um es abzukürzen: Im August 2013 ist meine ganze Familie dann in Ouagadougou gelandet, wo wir in den nächsten Jahren leben möchten.

Von meinem Büro in Ougadougou aus organisiere ich meine Coaching- und Beratungsaufträge vor Ort und international. Ich arbeite sowohl auf englisch wie auf deutsch. Dabei verbinde ich mein interkulturelles Wissen und meine diesbezügliche Erfahrung mit Coachings- und Trainingsmethoden, um meine Kunden bestmöglich bei ihren Herausforderungen zu unterstützen. Es war natürlich persönlich und beruflich hart, den schützenden „Mutterleib“ in der Schweiz zu verlassen, aber ich habe die Entscheidung getroffen, mich auf das zu konzentrieren, was vor mir lag: Reichhaltige kulturelle Erfahrungen für unsere gesamte Familie ebenso wie eine enorme persönliche und berufliche Entwicklung. Der berufliche Neubeginn hier war dann weniger schwer als erwartet. Es gibt nicht so viele hochqualifizierte freiberufliche Trainer, Coaches und interkulturelle Spezialisten hier. Und es gibt den Bedarf für jemanden vor Ort, der die Herausforderungen von kulturellen Übergängen kennt, die Aufs und Abs eines mitreisenden Partners und die Anforderungen unter Hochdruck im internationalen Kontext zu arbeiten.

[Tweet „My most important daily activity? Reflecting on how I can best live in balance with my personal, professional and relationship needs and desires.#SundaeBean #IdoItMyWay. Great interview.“]

Fast forward to August 2013 -and I found my whole family landing in Ouagadougou, Burkina Faso (West Africa) where we plan on staying for the next several years.

From my office in Ouagadougou, I run my own training, coaching and consulting business for the region and abroad. I couple my knowledge and experience of working across cultures with training and coaching methodologies to best support my clients with their challenges. While it was hard to leave the “womb” of security of Switzerland – personally and professionally – I chose to focus on what I was moving toward: rich cultural experiences for the entire family as well as immense personal and professional growth. Making a professional start here was less challenging than expected. The pool of highly-qualified independent trainers, coaches and intercultural specialists is small. There is a market demand for someone in the region who understands the challenges of cultural transitions, the ups and downs of life as a trailing spouse and the demands of working in high-pressure international contexts.

Participant in the Festival of Masks and Arts in Dédougou, Burkina Faso

Participant in the Festival of Masks and Arts in Dédougou, Burkina Faso: FESTIMA Festival – an experience Sundae´s eight-year-old self had only dreamt about.



 

Aus heutiger Sicht: War es der richtige Weg? Warum?

Ein klares „Ja!“ für mich. Es hat sich richtig angefühlt, meinen Leidenschaften und meiner eigenen Dynamik zu folgen – und ich bin heute sehr glücklich. Als es hart war (und ich meine damit „mir-die-Augen-ausheulen-hart“), habe ich auch unglaublich viel gelernt – deshalb würde ich nichts ändern, wenn ich könnte.

 

From your current perspective: Has this been the right way? Why?

For me it is a clear “yes!” It felt right to follow my passions and drive – and I am very happy today. When things were tough (and I mean cry-your-eyes-out-tough), I also learned immensely from it – so I would not change a thing.


Gab es Zeiten in Ihrem Leben, in denen Sie gezweifelt haben? Wenn ja, warum und wie sind Sie damit umgegangen? Gab es etwas das Ihnen in dieser Zeit besonders geholfen hat?

Ich habe unzählige Male an mir gezweifelt. Einer der größten Zweifel, den ich hatte (und das habe ich bis jetzt noch nie öffentlich zugegeben) war zu Beginn meiner Berufstätigkeit. Ich habe hinterfragt, ob ich mich Spezialistin für interkulturelle Themen nennen darf. Andere haben mich als „Expertin“ bezeichnet, damit habe ich mich irgendwie unwohl gefühlt. Mich in dieser Position zu befinden hat sich angefühlt, als würde ich betrügen. Ich musste mich wirklich hinsetzen und eine Liste schreiben:

„Benenne die wichtigsten Kriterien (persönlich, beruflich, erfahrungsmäßig), die Du bei einem Spezialisten für interkulturelle Themen erwarten würdest“.

Ich habe die Liste gemacht und mir dann mein Profil angeschaut. Dabei habe ich schwarz auf weiß gesehen, wie gut ich in das vorher aufgeschriebene Profil passte. Dieser Prozess hat mir persönlich und beruflich dabei geholfen, mich weiterzuentwickeln und andere weiterhin unterstützen zu können.

 

Sundae Schneider-Bean

Sundae Schneider-Bean

Have there been times in your life when you have experienced doubt? Why were you in doubt and how did you deal with it? Was there anything that especially helped you deal with this doubt?

I have doubted myself countless times. One of the biggest doubts I have ever had (and never admitted publically until now) is when I was first practicing my profession. I questioned whether I could call myself an intercultural specialist. Others were referring to me as an “expert.” This somehow made me uncomfortable. Being placed in this position made me feel like a fraud. I literally had to sit down and make a list:

 

“Name the top criteria (personal, professional, and experience-based) you look for in an intercultural specialist.”

I made the list and then compared it to my profile. Seeing in black and white how well I fulfilled the profile helped me move forward and get on with serving others – gaining personally and professionally in the process.


Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie schon als 8Jährige die Welt unbedingt sehen wollten. Wenn Sie nun, sagen wir mal zur 18jährigen zurück gegen könnten, die Sie einmal waren: Was würde die über Ihre jetzige Situation denken: Hatten Sie damals irgendwelche Ideen/Pläne/Gedanken, dass Sie diesen Weg nehmen würden?

Was für eine gute Frage. Wenn ich darüber nachdenke, hätte mein 18jähriges Selbst wohl erst einmal auf einer Landkarte nach einigen Orten suchen müssen. Dann hätte sie überhaupt erst begriffen, wo sie die nächsten beiden Jahrzehnte verbringen würde. Diese jüngere Version von mir wäre begeistert davon gewesen, dass ich auf das kleine, weltoffene Mädchen in mir gehört habe, das sich so gewünscht hatte, den Planeten zu sehen, auf dem wir leben (und, wenn ich das hier ergänzen darf, mein Endreißiger-Ich plant immer noch, wohin es als nächstes gehen wird!)

[Tweet „Tolles Interview: Zuerst passiert alles Schritt für Schritt und dann alles auf einmal.#SundaeBean #IdoItMyWay. „]

You mentioned earlier that you felt a hunger to see the world already at eight year´s old. If you could go back in time, let´s say, to when you were 18-years-old: What would you think about your present situation? Did you have any idea, plans/thoughts/hopes that you would go this route?

What a great question. It makes me realize that my 18-year-old self would have been excited, proud and impatient to get there. At that time, my 18-year-old self would have had to look up a lot of the places to understand where I was headed over the next two decades! This younger self would have been excited that I was supporting the little girl in me that was so curious about the world – and who so desired to see this amazing planet we live on. (And if I may add that it goes without saying that my late-30s self is still scheming about where to go next!)


Gab es im Nachhinein gesehen einen Moment, in dem Sie sich bewusst für diesen Weg entschieden haben? Wie war das?

Eine aktive Entscheidung habe ich zum Beispiel getroffen, als ich mein soziales Umfeld und meinen „Traumjob“ in der Schweiz verlassen habe (beides hatte ich ja hart erarbeitet), um nach Westafrika zu ziehen und dort ein deutlich größere Herausforderung anzugehen. Ich wusste, dass ich meine Komfortzone verlassen musste, wenn ich weiterhin persönlich und beruflich ganz oben mitspielen wollte. Ich wusste auch, dass es das Leben meiner Kinder und ihre Perspektive auf die Welt enorm bereichern würde, wenn sie zum Teil in Afrika aufwachsen würden. Ehrlich gesagt war diese Erfahrung eine riesige Prüfung. Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, die in der Schweiz komplett unbekannt sind, wurden plötzlich wichtig für mich und meine Familie, also z.B. Malaria und politische Unruhen. Das war tatsächlich eine Prüfung für meine Spiritualität, meine persönlichen und beruflichen Kompetenzen und mein Gefühl von Sicherheit. Es war – und ist es immer noch – eine unglaubliche Wachstumserfahrung – und es ist es total wert.

Mosque along the road from Ouagadougou to Dédougou, Burkina Faso.

Mosque along the road from Ouagadougou to Dédougou, Burkina Faso.

Was there – in hindsight – a moment in which you deliberately chose this route? What was this experience like?

An example of when I made an active choice was when I left my social circle and “dream job” in Switzerland (both of which I worked very hard to find) to move to a much more challenging context in West Africa. I knew that for me to stay at the top of my professional game and personal growth, I had to get outside of my comfort zone. I also knew that raising my children part-time in West Africa would add immense value to their lives and global perspective. To be honest, the experience was a huge test. Health and safety risks completely unknown in Switzerland were suddenly relevant to me and my family, such as malaria and political unrest. This tested my spirituality, my personal and professional competencies, and my inner sense of knowing. It has been – and continues to be – an immense growth experience – and it´s totally worth it.


Eine Frage, die mich immer einmal wieder beschäftigt ist: Wie findet man neue Ziele, wenn man ein ursprüngliches, wichtiges Ziel erreicht hat? Wie ist Ihre Antwort auf diese Frage? Wie gehen Sie damit um?

Ziele haben eine wichtige Frage in meinem Leben gespielt, als ich in meinen 20ern war. Jetzt, wo ich auf die 40 zugehe, will ich weniger konkrete „Ziele“ erreichen, sondern vielmehr, in innerer Übereinstimmung mit dem zu leben, was wichtig für mich ist – oder sogar darüber hinaus, dem Gefühl meiner Bestimmung zu folgen. Derzeit geht es mir darum, mich noch mehr mit Menschen, die in interkulturellen Kontexten leben, auszutauschen und sie dabei zu unterstützen, gut leben und arbeiten, ihre Herausforderungen meistern und dabei ihre Abenteuerlust beibehalten zu können.

 

A question that concerns me time and again is: How do you find new and exciting goals, if an original goal has already been reached? What is your response to that? How do you deal with this issue?

Goals played a big part of my life in my 20s. Now that I am heading toward 40, my “goals” are less about achievements and more about living in alignment with what is important to me – or even further what I feel like I am meant to do. Right now I am drawn to share more broadly with individuals living in intercultural contexts so they can live and work well, master their challenges and keep their sense of adventure.


Gibt es aktuelles Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Was mir beruflich besonders am Herzen liegt, ist es, die Leben der „mitreisenden Partner“ zu verändern – so werden sie genannt und das ist eine viel zu passive Bezeichnung für die begabten und erfahrenen Menschen (oft Frauen), die sich dafür entschieden haben, ihre Partner auf einen internationalen Arbeitseinsatz zu begleiten. Diese Frauen haben die enorm wichtige Rolle, ihre Partner (und Kinder) zu unterstützen, während sie selbst persönlich und beruflich weniger verankert und erfüllt sind. Ich unterstütze die Frauen dabei, von einem Anhängsel zu einer „Trailblazing Spouse“ zu weden (etwa: einem „leuchtenden Schweif“, so heisst die Marke und das Programm, die Sundae entwickelt hat) – einer Frau, die traditionelle Grenzen dieser Rolle ausweitet. Sie hat ihre eigenen Projekte, die sie nicht nur erfüllen, sondern auch zu ihren Zukunftsplänen passen. Eine „Trailblazing Spouse“, so definiere ich sie, ist glücklich – und wenn sie es nicht ist, nimmt sie es wahr und hat gute Strategien, um ihre Situation zu verbessern. Hier können Sie einen ersten Einblick in diese Arbeit bekommen (http://www.trail-blazing.com/).

 

Is there a current issue, which is really close to your heart?

Professionally – what is closest to my heart at the moment is helping transform the lives of what are called “trailing spouses,” the far-too-passive name given to talented and experienced individuals (often women) who choose to accompany their partners on an international assignment. These women play a major role in supporting their partner (and children) while leaving them less anchored or fulfilled personally and professionally. Through my Trailblazing Spouse Program I help women go from a trailing to a trailblazing spouse. This is someone who pushes the traditional boundaries of what it means to be a trailing spouse. She has her own projects that are not only fulfilling but are in alignment with her future goals. A Trailblazing Spouse- by my definition – is happy – and when she is not, she can recognize it and has solid strategies to make things better. For a sneak peek, you can go here (http://www.trail-blazing.com/).


Work-life-balance ist immer wieder ein großes Thema für mich und viele meiner Leser. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um und welche Tipps gibt es Ihrer Erfahrung nach?

Ich habe früher damit gekämpft. Inzwischen kann ich mich viel schneller auf mich selbst besinnen, wenn so ein Kampf losgeht, dank meiner eigenen Coaches, viel Selbst-Coaching und einem Fokus auf gesunden Lebensstil. Meiner Erfahrung nach ist mein Rat, sich auf seine Gedanken und seinen Körper zu fokussieren. Was die Gedanken angeht – arbeiten Sie mit einem Coach, der Ihnen dabei helfen kann, Ihre nicht mehr passenden persönlichen „Lügen“ und begrenzenden Gedanken zu identifizieren. Ihre Gedanken verursachen Ihre Gefühle und Ihr Verhalten, deshalb ist es so wichtig, sie im Blick zu behalten und das zu verändern, was Ihnen nicht gut tut. Übersehen Sie NICHT, wie wichtig das für Ihr Wohlbefinden ist: Ihre Lebensqualität hängt davon ab. Gleichzeitig werden Ihre Gedanken ruhiger und weniger „begrenzend“ sein, wenn Ihr Körper gesund ist. Seien Sie gut zu sich: Essen Sie gut, ruhen Sie sich ausreichend aus und bewegen Sie sich. Wenn das schwierig für Sie ist, erarbeiten Sie sich mit Ihrem Coach die einzelnen Schritte, die zu diesen Zielen führen. Wie man in einem Sprichwort sagt: „Du musst es selbst machen, aber nicht alleine“.

 

Garbage removal system in Ouagadougou, Burkina Faso

Garbage removal system in Ouagadougou, Burkina Faso

 

Work-life balance is always a big issue for me and for many of my readers. How do you face this challenge, and what tips can you give from your experiences?

I used to really struggle with this. Now when I start to struggle, I realign much more quickly thanks to work with my own coach, lots of self-coaching and a focus on maintaining a healthy lifestyle. Based on my experience, my advice is to focus on your mind and body. For your mind – work with a coach that will help you identify your worn-out list of personal “lies” and limiting thoughts. Your thoughts steer your feelings and your behaviors, so it is that much more important to pay attention to them and change what isn’t healthy for you. Do NOT overlook how important this is in your well-being: The quality of your life depends on it. At the same time, your mind will be calmer and will come from a less “limiting” place if your body is healthy. Be good to yourself: Eat well, get enough rest and exercise. If this is tough, work with your coach to make steps toward these goals. As the expression goes, “You have to do it yourself, but you don´t have to do it alone.”


Haben Sie einen Rat für jemanden, der sich gerade an einem Punkt in seinem Leben befindet, wo er/sie nicht genau weiß, wie es weiter gehen soll?

Der erste Schritt ist: Werden Sie ruhig. Nehmen Sie sich die Zeit, um wirklich in Ihren Körper, Ihre Gedanken, Ihren Geist hinein zu hören. Wenn es Ihnen gelingt, wirklich zuzuhören, werden sie Sie in die richtige Richtung stupsen. Wenn die Richtung erst einmal klar ist – und Sie wissen, dass diese Richtung aus IHNEN kommt (und kein Ausdruck dessen ist, was Sie tun SOLLTEN), dann geben Sie sich Zeit um den Weg dorthin zu planen. Das ist harte und detailreiche Arbeit. Aber sie hilft dabei, Unsicherheit zu verringern und erlaubt Ihnen, Etappensiege auf dem Weg zu feiern. Und – das mag jetzt keine Überraschung sein, weil ein Coach das sagt – meiner eigenen Erfahrung nach wird es Ihnen langfristig VIEL Zeit und Kraft sparen, wenn Sie einen Menschen finden, der Sie darin unterstützt, Klarheit zu gewinnen und Ihren Zielen näher zu kommen.

 

Do you have any advice for someone who is at a point in life where he / she does not know exactly how to proceed?

First step – get still. Take time to really listen to your body, mind and spirit. If you are listening –you will be nudged in the right direction. Once a direction is clear – and you know that the direction is coming from YOU (not what you think you SHOULD do), give yourself time to plan the way. This is detailed and hard work, but it helps reduce uncertainty and allows you to celebrate wins along the way. And – this may not come as a surprise from a coach – based on my personal experience, finding a person to help you gain clarity and work towards goals will save you LOADS of time and energy in the long run.


Das Thema dieser Interview-Serie ist „I do it my Way“ nach einem berühmten Frank Sinatra Titel, in dem er seine Niederlagen und seinen persönlichen Weg beschreibt. Gibt es ein Buch, ein Gedicht, ein Kunstwerk oder etwas in der Art, da für Sie diesen Gedanken verkörpert?

Mich inspiriert die Arbeit von Dr. Martha Beck. Unter anderem Ihr Buch “Finding Your Own North Star” (auf deutsch: „Das Polaris Prinzip: Entdecke wozu Du bestimmt bist – und tue es!“) sehr.

The theme of this interview series is „I do it my Way“, inspired by the title of a famous Frank Sinatra song, in which he describes his dealings with defeats and his personal path. Is there a song, a book, a poem, a work of art or something similar that captures your attitude on this issue? Do you have a link to this song / book etc?

I am inspired by the work of Dr. Martha Beck. Her book “Finding Your Own North Star” (among many others) is a great source of inspiration.


Gibt es noch etwas anderes, das Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig ist?

Wenn Sie sich fragen, ob es das wert ist und Sie wirklich aus der Reihe tanzen und Ihren eigenen Weg gehen wollen, denken Sie daran: Vermutlich haben Sie nur eine Runde Leben auf diesem Planeten als SIE. Nutzen Sie es gut. Was möchten Sie sagen können, wenn Sie einmal alt und grau sind? Was wird Ihr Herz erfreuen? Tun Sie das.

 

Is there anything else important you would like to share in this context?

If you question whether it is worth stepping out and doing things your own way, keep this in mind: You likely only have one go on this planet as you. Use this turn wisely. What do you want to be able to say when you are old and gray? What will light up your heart? Do that.


Wie können unsere LeserInnen Sie im Internet finden?

Am Besten hier, auf meiner Website www.sundaebean.com, dort geht es auch zu meinem Blog (hier) und man kann meinen monatlichen Newsletter abonnieren (hier).

How can our readers find you on the Internet?

Best place to go is my website www.sundaebean.com. There you can check out my blog and sign up for my monthly newsletters.

Vielen Dank, liebe Sundae für dieses tiefe und ungewöhnliche Gespräch!


 

 

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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