Ich bin ein Psychotherapie-Fan (Überraschung…)

Scherz beiseite: Ich bin wirklich davon überzeugt, dass eine Psychotherapie sehr oft sinnvoll und hilfreich ist. Und zwar für fast alle Menschen.

Ich selbst hatte viel Glück: Im Rahmen meiner diversen Psychotherapieausbildungen gab es immer wieder viel „Selbsterfahrung“. „Selbsterfahrung“ ist eigentlich Psychotherapie, und zwar für PsychotherapeutInnen in Ausbildung (das muss dann natürlich selbst bezahlt werden).

Denn Psychotherapie, so wie ich sie verstehe, ist so etwas wie ein Katalysator für innere Prozesse. Eine Therapie kann ungemein dabei unterstützen, sich weiter zu entwickeln. Vor allem, wenn es eine gute Passung zwischen dem/der Therapeut/in und Patient/in gibt.

Andererseits ist Psychotherapie im engeren Sinn natürlich eine Krankenbehandlung. Und die Krankenkassen übernehmen nur für Krankenbehandlungen die Kosten . Und nicht für Selbsterfahrung oder für persönliche Weiterentwicklung.

 

 

Wann ist Psychotherapie notwendig?

Und woher weiß „man“ (als Laie), ob nun eine „Krankenbehandlung der Psyche“ in Frage kommt und ob sie angemessen ist?

Dazu gibt es eine interessante Studie von McAlpine et al. (Quelle/Link finden Sie unten): Die Forscher fanden heraus, dass die eigene Einschätzung des Therapiebedarfs sehr gut den späteren Therapieerfolg voraus sagte.

Das klingt banal, ist aber wichtig. Denn das heisst: Wer seine eigene psychische Gesundheit trotz vorhandener Symptome positiv bewertet, „braucht“ vielleicht eine Therapie. In den Augen der Forscher oder seiner Lieben. Aber sie wird ihm/ihr nicht viel bringen.

Ganz anders bei Menschen, die eine ähnliche Symptomatik haben, aber darunter leiden. Spannend, oder?

Im Therapiejargon heisst das:

 

Die Veränderungsmotivation muss gegeben sein

[bctt tweet=“Wer nicht unter seiner Symptomatik leidet, profitiert wenig von Psychotherapie.“ username=“claudiafrey“]

Das ist ein wichtiger Punkt für alle, die Ihre Lieben in Therapie schicken möchten!

 

 

Reden die sich mit ihrer „positiven Bewertung“ nicht raus?

…. und eigentlich bräuchten Sie doch Therapie. Aber sie wollen es nicht zugeben?

Die Studie sagt nein:

  • Über 60% der Personen, die Symptome einer Depression oder anderen psychischen Erkrankung aufwiesen, bewerteten ihre psychische Gesundheit tatsächlich als gut (entgegen der Einschätzung der Profis)
  • Diejenigen, die ihre psychische Gesundheit positiv bewerteten, erfüllten ein Jahr später selten die Kriterien einer Depression oder schweren psychischen Belastung.
  • Jedenfalls deutlich seltener als diejenigen, die ihre psychische Gesundheit negativer bewerteten.
  •  und das ganz ohne Behandlung!

Es scheint also wirklich wichtig zu sein, in sich zu gehen und zu überprüfen, wie stark man unter seiner Symptomatik leidet. Und wie sehr man bereit ist, sich für die Veränderung einzusetzen. Dann ist es meiner Ansicht nach sehr sinnvoll, sich eine/n TherapeutIn zu suchen, mit dem/der die Passung stimmt und die sich mit der Symptomatik auskennt.

Interessant in diesem Zusammenhang könnte auch dieser Post für Sie sein: Wann geschieht Psychotherapie (Hier geht’s zum Post)?

Link & Quellen:
McAlpine, D. D., McCreedy, E., & Alang, S. (2018). The Meaning and Predictive Value of Self-rated Mental Health among Persons with a Mental Health Problem. Journal of health and social behavior (Link hier)

photo: #71708322 | Urheber: gustavofrazao

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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