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In der Interview-Serie „I do it my Way“ stelle ich Menschen vor, die einen nicht ganz gradlinigen Weg hinter sich und einiges zu erzählen haben. Die Serie soll Mut machen und aufzeigen, dass „Erfolg“ nicht immer stromlinienförmig aussieht.

Viel Freude damit!


Cristina Schumacher kenne ich schon mein halbes Leben lang. Als ich nach meinem Studium in Brasilien gelebt habe, habe ich sie kennen gelernt: Sie hat mir die brasilianische Mentalität und ihre Heimatstadt Porto Alegre nahe gebracht – und mich immer wieder angeregt, über den Tellerrand hinauszuschauen. Ich freue mich sehr darüber, sie Ihnen hier mit diesem Interview vorstellen zu können.


Was ist ihr Beruf, was Ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld heute?

Zunächst einmal: Ich bin Brasilianerin, lebe und arbeite daher in Brasilien. Hier habe ich Sprachen studiert und arbeite bis heute mit Fremdsprachen, vor allem mit Englisch. Ich spreche aber auch sehr gerne einmal deutsch oder auch französisch. Ursprünglich habe ich eine Sprachschule aufgebaut, inzwischen bin ich aber vor allem Autorin von Sprachbüchern und auch Coach und Übersetzerin.

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Ich finde, Sie sind einen ungewöhnlichen privaten/beruflichen Weg gegangen. Stimmt das aus Ihrer Sicht? Was ist für Sie persönlich das Ungewöhnliche daran?

Das stimmt sicherlich. Das Ungewöhnliche an meinen beruflichen Weg ist genau diese Vielfältigkeit. Ich bin nie jemandem begegnet, der das Gleiche macht wie ich. Es gibt z.B. durchaus viele Englisch-Lehrer hier, inzwischen auch Übersetzer. Autoren von Sprachbüchern aber findet man hier noch kaum.

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Das neueste Sprachbuch von Cristina Schumacher: Eine „intuitive brasilianische Grammatik“

Und wie sehen Sie Ihren privaten Werdegang? Ähnlich ungewöhnlich? Oder eher „mainstream“?

Privat habe ich ebenfalls einige ungewöhnlichen Entscheidungen getroffen. In dem Sinn, dass ich mich immer viel mit meiner Psyche beschäftigt habe. Das hat dazu geführt, dass ich an einigen therapeutischen Prozessen teilgenommen habe. Letztlich hat mich das dazu geführt, Ashtanga, einen Yoga-Weg (seit 8 Jahren) und Vipassana Meditation (seit 14 Jahren) zu praktizieren. Ich habe zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter – zwischen beiden liegen 9 Jahre und viel innere Entwicklung!

Aus heutiger Sicht betrachtet: Ist es der richtige Weg gewesen? Warum?

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Cristina (rechts) mit ihrem Mann João Bauer, ihrer Tochter Teodora (links) und ihrem Sohn Thales.

Für mich persönlich ja, ganz ohne Zweifel. Denn dies hat mir mit der Zeit immer wieder neue Wege ermöglicht. Gleichzeitig blieben mir die anfänglichen Wege aber  offen. Meine berufliche Vielfältigkeit wirkt sich inzwischen als positiver Kreislauf aus. Zusätzlich habe ich auch sehr viel Spaß dabei. Die Welt der Sprachen ist für mich ein Schatz. Sie ist großzügig und immer wieder reich an Wegen, die dazu beitragen, mein allgemeines Verständnis über das Leben zu erweitern.

Gab es Zeiten in Ihrem Leben, in denen Sie gezweifelt haben? Wenn ja: Wie sahen diese Zweifel aus? Warum haben Sie gezweifelt? Und wie sind Sie damit umgegangen, was hat Ihnen besonders geholfen?

Es hat mich oft einsam gemacht, dass das, was ich mache, so „anders“ ist. Andererseits hat mir genau das  ermöglicht, mir einen recht ungewöhnlichen Blick auf meine Arbeit und mein Leben zu erhalten. Und zwar im positiven Sinn, denn diese Perspektive, die mich irgendwie „aussondern“, geben mir eben auch die Möglichkeit einer ganz besonderen Sichtweise darauf , wie man das Leben und die Dinge verstehen und interpretieren kann. Meine Ideen und Ansichten werden vom „Mainstream“ meiner Branche tatsächlich nicht wirklich unterstützt. Ich merke aber zunehmend, dass das eigentlich ein Vorteil ist. Denn diese ganz besonderen Perspektiven, die ich für mich entwickelt habe und in meiner Arbeit versuche zu vermitteln, erweisen sich als sehr nützlich für meine Kunden, meine coachees, meine Leser.

[Tweet „Nicht im Mainstream zu schwimmen macht zunächst einsam. Aber langfristig wird es zum Vorteil. #IdoItMyWay #cristina@alinca.com.br.“]

Wenn Sie sich in die Zeit zurückversetzen, in der Sie – sagen wir – 18 Jahre alt waren: Wie hätten Sie über Ihre heutige Situation gedacht? Hatten Sie eine Ahnung davon, geplant/gedacht/gehofft, dass Sie diesen Weg gehen würden?

Mein berufliches Leben hat sich mit der Zeit gestaltet. So hatte ich zum Beispiel mit 18 nicht wirklich die Idee, dass ich einmal Autorin von (inzwischen) 24 Büchern sein würde. Andererseits war es mir immer klar, dass es eine gute Idee ist, Bücher zu schreiben, wenn man in einem Spezialgebiet z.B. als Beraterin arbeiten möchte. Bücher veröffentlicht zu haben, wirkt solide. Damit festigt es inzwischen massiv meinen Status als Expertin und damit mein gesamtes Unternehmen und stärkt mein positives berufliches Image – trotz meines wie gesagt eher ungewöhnlichen Ansatzes. Ich kann das nur empfehlen!

Cristina Schumacher ist Autorin von inzwischen 24 Sachbüchern!

Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt, lautet: Wie findet man neue, spannende Ziele, wenn ein ursprüngliches Ziel erreicht ist. Wie lautet Ihre Antwort darauf? Wie gehen Sie mit dieser Frage um?

Bei mir ist es so – während ich etwas mache, habe ich auch schon immer das Nächste im Kopf. Eigentlich sogar immer mehrere Projekte, nächste Ziele: Pläne, Ideen, Partnerschaften. Ich komme mir manchmal vor wie ein Motor, der durch immer neue Ideen angetrieben wird. Dadurch schaffe ich alles in allem tatsächlich viel. Aber das Schlecht daran ist, das muss ich schon zugeben, dass ich ein Ergebnis, einen Erfolg kaum genießen kann. Denn das Schaffen des nächsten, neuen Projekts, das jetzt vor mir liegt, ist direkt danach schon wieder das Allerwichtigste. Und zwar ganz egal, wie groß, wichtig, bedeutsam das abgeschlossene Projekt war.

Gibt es derzeit ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

_DSC0169Ja, mein aktuelles Projekt: Ich schreibe jetzt einen „Sprachroman“. Also einen Roman, in dem es ganz zentral um „Sprache“ geht. Weil Literatur schreiben für mich nie vermarktbar war, habe ich es nie getan. Obwohl Literatur ein ganz zentraler Teil meines Wesens ist. Jetzt denke ich aber, es ist höchste Zeit. Jetzt wird es Vorschein gebracht.

Work-Life-Balance ist immer ein großes Thema für mich und für viele meiner LeserInnen. (Wie) schaffen Sie das bzw. welchen Tipp können Sie aus Ihrer Erfahrung zu dieser Herausforderung geben?

Wenn man das macht, was man liebt, wird diese Unterscheidung oft null. Das einzige Problem ist, dass man fast nie von Anfang an an dem Punkt ist, wo man von dem, was man liebt, wirklich leben kann. Deshalb ist man vielleicht gezwungen, mit einem Kompromiss Geld zu verdienen. Ich betrachte die eigene berufliche Entwicklung im besten Fall wie den allmählichen Aufbau einer für sich passenden Arbeitsroutine – mit Entscheidungen und entsprechenden Möglichkeiten – bis man schließlich das macht, was man liebt.

Haben Sie einen Tipp für jemanden, der an einem Punkt im Leben steht, an dem er/sie nicht genau weiß, wie es weitergehen soll?

Altmodisch und banal, aber wahr: dem Herzen folgen. Wenn es gefragt wird, was hallt wider?

Das Thema dieser Interview-Serie ist „I do it my Way“, angelehnt an den Titel eines bekannten Frank Sinatra Titels, in dem er seinen Umgang mit Niederlagen und seinen persönlichen Weg beschreibt. Gibt es einen Song, ein Buch, ein Gedicht, ein Kunstwerk oder ähnliches, das Ihre Haltung zu diesem Thema einfängt?

Ein Vers von Sylvia Plath fällt mir ein:

I shut my eyes and all the world drops dead,

I think I made you up inside may head.

Und zwar in dem Sinne, dass man im Leben praktisch alles entscheiden kann. Ich meine das nicht magisch oder naiv, wie viele es sich wünschen. Sondern dass man die Realität täglich durch seine Denkweise und in seinen Taten günstig beeinflusst. Oder nicht.

Gibt es noch etwas, das Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig ist?

Alles wandelt sich, nichts ist wichtiger als Teilen und Mitmachen, denn Gemeinsamkeit ist das einzige, was bleibt.

[Tweet „Den eigenen Weg gehen ist viel spannender als Mainstream. #IdoItMyWay. Tolles Interview mit #cristina@alinca.com.br.“] Alle, die gerne über diesen Artikel twittern möchten, können gerne einfach auf dieses Kästchen klicken (jedenfalls wenn man twittert). Aber natürlich kann man Cristian Schumacher an verschiedenen Orten im Netz treffen. Nämlich wo?

Ganz einfach: www.facebook.com/schumachercristina oder direkt per email: cristina@alinca.com.br. Die Website meines Unternehmens ist: http://alinca.com.br/

Herzlichen Dank für diese anregenden Gedanken, liebe Tina!

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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