Spaß am kreativen Unsinn, unbändige Freude beim Gestalten und Tun? Unabhängig von einem fiesen, lähmenden Perfektionsanspruch. Genial! Und durchaus inspirierend über das entsprechende Projekt hinaus.

Das war meine Erfahrung und die meiner Co-AutorInnen bei dem Internet-Projekt „Das Rhinozeros von Belém“, das ich 2004 mit Hilfe meiner Webmasterin (und Mitaurorin) Birthe Stuijts gestartet hatte. Auf einer extra von ihr dafür programmierten Website (existiert nicht mehr) hatte ich den Beginn einer Geschichte veröffentlicht.
Ich war damals von einer Portugal-Reise zurück gekehrt und hatte im Reiseführer von einem Rhinozeros gelesen, das im 17. Jahrhundert als exotisches Ausstellungsstück im Lissabonner Vorort Belém gefangen gehalten wurde. Dieses Kuriosum war mir gerade präsent, als ich ein paar Zeilen zusammen schrieb, die genügend Raum für Fantasie lassen sollten. Denn die Idee war, dass jedeR, der/die Lust hatte, das nächste Kapitel schreiben konnte. Das dann wiederum auf der Website veröffentlicht wurde und vom nächsten, der/die wollte, fortgeführt werden konnte. Es war wie ein Staffellauf.

Eine der wenigen Forderungen an „neue“ Autoren war, dass sie sich in die bestehende Geschichte einklinken – also nicht etwas schreiben, das sich nicht auf die vorherigen Kapitel bezieht.

Das Projekt lief über zwei Jahre lang. Und jedes Mal, wenn ein neues Kapitel erschien, war das ein Highlight. Wurde von allen bisherigen AutorInnen und sonstigen InteressentInnen mit großer Spannung, großem Interesse und natürlich mit einem riesigen Spaß gelesen und verdaut. Denn es musste oft wirklich regelrecht erst verarbeitet werden, wenn ein Handlungsstrang ganz anders weiter ging, als von der ursprungsautorin gedacht. Und dann ratterten die Köpfe weiter. In alle Richtungen. Die Handlung wurde zum Teil ziemlich abstrus, dann wieder trashig, dann wieder witzig. Einfach klasse, wie ich finde.

Irgendwann wurde es dann aber schwierig. Zuviele Handlungsstränge und Personen, die berücksichtigt werden mussten. Das ging nicht mehr „einfach so“. Einige Kapitel brauchten ziemlich lange, um geschrieben zu werden, kosteten richtig Mühe. Schließlich schien das gesamte Projekt gestoppt. Viele Monate passierte gar nichts mehr. Bis dann eine meiner Co-Autorinnen, die Künstlerin Sanvja Bühler und ich uns an einem langen Samstag zusammen setzten und brainstormten. Das war Kreativität pur! Und Spaß pur! Schließlich hatten wir einen Handlungsfaden für die letzten paar Kapitel kreiert und sie zum Schreiben zwischen uns aufgeteilt. Und dann war die Geschichte zu Ende.

Das war toll. Aber auch richtig traurig – das „Rhino“, wie manche von uns es inzwischen nannten, hatte uns nun doch schon lange begleitet und immer einmal wieder für ein Lachen im Alltag gesorgt. Deshalb habe ich beschlossen, es drucken zu lassen – damit es nicht ganz im WWW versinkt.

Über BoD gibt es eine super Möglichkeit, recht günstig professionell aussehende Bücher in Auftrag zu geben – gedruckt werden sie nur, wenn sie bestellt werden. Und das ist jederzeit z.B. über amazon oder auch einen lokalen Buchhändler möglich (wobei sich letzteres zuweilen als schwierig heraus gestellt hat). Allerdings ist auch das nicht ohne Tücken. So brauchte es zwei Auflagen des „Rhino“, um eine zufriedenstellende Version zu errreichen. Nach der ersten, frustrierenden Ausgabe (viel zu kleine Schrift!) dauerte es wieder eine Weile, bis ich mich dann erst kürzlich an die Überarbeitung setzte und nun eine 2. Auflage vermelden kann.

Pro verkauftem Buch werde ich daran 1,- € verdienen (alles andere behält BoD). Da ich dieses Geld nicht für mich behalten möchte und ich nicht mehr alle Autoren erreiche, um es zu verteilen (ich gehe mal davon aus, dass das „Rhino“ kein Bestseller wird, aber trotzdem…), will ich den Gewinn meiner Freundin, Kollegin und Mitautorin Elsa Timm spenden, die mit ihren großartigen Projekten in Brasilien schon viele Leben zum besseren verändert hat. Das Buch spielt übrigens auch zu größeren Teilen in Brasilien, was natürlich durch sie in die Handlung eingebracht wurde.

Das Rhinozeros von Bélem ist also bei amazon erhältlich. Erwarten Sie keinen Nobelpreis verdächtigen Roman, sondern eine überraschende Geschichte mit vielen Wendungen. Und lassen Sie sich anregen, Ihre Kreativität sprudeln zu lassen und vielleicht selbst ein Projekt ons Leben zu rufen.

Übrigens: Kaufen Sie die billigere 2nd Hand Version (wird bei amazon unkommentiert angeboten) nur, wenn Sie gute Augen haben! Die 2. Auflage für 12,90€ ist aber sehr gut lesbar.

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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