logoIn der Interview-Serie „I do it my Way“ stelle ich Menschen vor, die einen nicht ganz gradlinigen Weg hinter sich und einiges zu erzählen haben. Die Serie soll Mut machen und aufzeigen, dass „Erfolg“ nicht immer stromlinienförmig aussieht.

Viel Freude damit!


Konny von Schmettau habe ich vor sehr vielen Jahren kennen gelernt. Damals hat sie meine Öffentlichkeitsarbeit für den eKurs gegen Flugangst „freyflug“ übernommen – zu dieser Zeit gar nicht einfach zu vermitteln, was das Internet heute alles kann. Konny hat das aber souverän gemeistert und seither lasse ich mich immer wieder durch ihre „afrikanischen Abenteuer“ begeistern.


Was ist ihr Beruf, was Ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld heute?

Ich bin ausgebildete Redakteurin, habe Marketing und PR in einer Werbeagentur gelernt und arbeite seit einigen Jahren auch aktiv im Tourismus: Als Firmeninhaberin einer kleinen Safari-Firma und Reiseleiterin. Das Wort „Safari“ entstammt dem Kisuaheli und bedeutet Reise. „Auf Pad“ ist ebenfalls ein Synonym für reisen und unterwegs sein. – Und passt perfekt zu mir.

Ich finde, Sie sind einen ungewöhnlichen privaten/beruflichen Weg gegangen. Stimmt das aus Ihrer Sicht? Was ist für Sie persönlich das Ungewöhnliche daran?

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Ich weiß nicht, ob es ungewöhnlich ist, schon sehr früh im Leben zu wissen, was man will und sein Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Mein Beruf ist meine Berufung: Als 9-Jährige habe ich meiner Großtante bereits ganz ernsthaft erklärt: „Ich werde Journalistin und gehe nach Afrika!“ Ich dachte damals, es sei völlig normal, dass jeder Mensch weiß, was er will und auf sein Ziel zustrebt – und sich vor allem nicht beirren lässt. Denn natürlich sagten alle: „Konnylein, du hast noch dein ganzes Leben vor dir! Was willst du denn in Afrika? Bleib mal schön bei uns, und einen schönen Beruf findest du bestimmt auch noch!“

Heute wie damals ist Schreiben meine Leidenschaft. Als Kind begann ich, Kurzgeschichten und Gedichte zu schreiben und ging immer meinem Ziel entgegen, Journalistin zu werden. Ich habe es nie bereut. Und ja – natürlich lebe ich in Afrika!

Aus heutiger Sicht betrachtet: Ist es der richtige Weg gewesen? Warum?

Auf jeden Fall war es richtig! Wenn man einen großen Traum hat, der wichtiger Bestandteil der eigenen Existenz ist, dann sollte man alles daran setzen, ihn zu verwirklichen. Natürlich habe ich vieles andere ausprobiert, aber im Endeffekt bleibt Journalismus immer meine Leidenschaft. Und neben dem Schreiben für Printmedien verfasse ich inzwischen auch Bücher. Genauer gesagt, Reisebücher, die von Kritikern als „literarische Reiseführer“ bezeichnet werden, lach, das mag wohl daran liegen, dass ich viele Klassiker und Gedichte gelesen habe.

Gab es Zeiten in Ihrem Leben, in denen Sie gezweifelt haben? Wenn ja: Wie sahen diese Zweifel aus? Warum haben Sie gezweifelt? Und wie sind Sie damit umgegangen, was hat Ihnen besonders geholfen?

Wenn man sein Leben nicht regelmäßig in Zweifel zieht bzw. kritisch betrachtet, wird man stagnieren. Es gibt immer wieder Phasen im Leben, in denen man das Gefühl hat, festgefahren zu sein, zu gleichförmig zu leben und nicht wirklich weiter zu kommen. In solchen Situationen zieht es mich in die Natur. Ich setze mich auf meine Geländemaschine und fahre einfach los. Lasse mir Wind und Sonne um die Ohren fegen und meinen Gedanken freien Lauf. Oder ich setze mich in den Wald, an einen Fluss, in die Wüste oder ans Meer – irgendwo hin, wo ich ganz alleine mit mir selbst bin und mich erden kann.

Auf Pad mit Konny

Mit ihrem roten VW-Bus fährt Konny durch Namibia und die Nachbarländer im südlichen Afrika. Auf dem Rückfenster steht „Auf Pad mit Konny“ – der Titel ihrer Reisebücher.

[Tweet „Auf Pad mit Konny – Berufung leben in Afrika. #IdoItMyWay mit #KonnyVonSchmettau.“]Alle, die gerne über diesen Artikel twittern möchten, können gerne einfach auf dieses Kästchen klicken (jedenfalls wenn man twittert). Aber natürlich kann man

Wenn Sie sich in die Zeit zurückversetzen, in der Sie – sagen wir – 18 Jahre alt waren: Wie hätten Sie über Ihre heutige Situation gedacht? Hatten Sie eine Ahnung davon, geplant/gedacht/gehofft, dass Sie diesen Weg gehen würden?

Dass ich als Journalistin in Afrika leben würde, war mir völlig klar. Nur der Weg dorthin war vielleicht anders gedacht. Wenn ich zurückblicke, sehe ich mich davon träumen, das zu tun, was ich gerade jetzt tue: Ich sitze an meinem Schreibtisch in dem Küstenort Swakopmund am Atlantik in Namibia, rieche das Meer und die Wüste und freue mich auf den morgigen Tag, an dem ich wieder in Afrika aufwachen und leben werde. Ich habe sehr viele Umwege genommen, um hierher zu kommen und hätte vielleicht vernünftiger „planen“ sollen, aber damals, als ich 18 war, wurden Frauen nicht einfach so als Auslandskorrespondenten nach Afrika geschickt. Das war ein „Männerjob“. Naja, da musste ich ja wohl meinen eigenen Plan machen!

Gab es – rückblickend gesehen – einen Moment, an dem Sie sich ganz bewusst für genau diesen Weg entschieden haben? Oder wie verlief das für Sie?

Da mein Ziel von jeher für mich feststand, musste ich nur noch die Entscheidung für das „wie“ treffen. Ich hatte und habe ein sehr turbulentes Leben, wenn ich das mal so frei sagen darf. Nach meinem Studium, Ende 1989, kaufte ich mir (endlich!) ein Ticket und flog für drei Monate nach Afrika. Zunächst nach Zimbabwe, wo ich einen Bekannten hatte, mit dem ich mir das Land ansah. Von Harare aus flog ich nach Nairobi und schließlich nahm ich den Nachtzug nach Uganda, wo ich wiederum einen guten Freund besuchen wollte. Als ich damals früh morgens an der Grenze zwischen Kenia und Uganda stand und hinüber schaute, wusste ich: Das ist mein Land! – ich blieb vier Jahre, und zwar als Auslandskorrespondentin und Kriegsberichterstatterin für deutsche Medien. Ich habe schon immer auf meinen Instinkt gehört, und damit sicher nicht immer die klügsten Entscheidungen getroffen. Im Endeffekt jedoch habe ich mein Ziel erreicht, wenn auch auf vielen Umwegen, und ein Endziel war es noch nicht. Wie gut, dass ich damals nicht ahnte, was noch alles auf mich zukommt …

Felsenkirche

Felsenkirche
In Lüderitzbucht fand Konny 2012 zusammen mit dem deutschen Dachdecker Dietmar Pistorius (Mitte) einen 100 Jahre alten Brief des damaligen Klempnermeisters.

Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt, lautet: Wie findet man neue, spannende Ziele, wenn ein ursprüngliches Ziel erreicht ist. Wie lautet Ihre Antwort darauf? Wie gehen Sie mit dieser Frage um?

Mein Etappenziel war erreicht, als ich in Uganda lebte und arbeitete. Doch so einfach wollte das Schicksal es mir wohl doch nicht machen. Ich verliebte mich in einen Ägypter, dessen Familie dem Hochadel entstammte und in Uganda im Exil lebte. Wir heirateten, bekamen einen Sohn und alles schien perfekt zu sein. – Bis die Religionsunterschiede durch den Druck seines Umfeldes immer deutlicher zu Tage traten. Kannst du dir eine selbstbewusste Frau aus Europa vorstellen, die mit Kopftuch und zurückgezogen nur noch ein arabisches Familienleben lebt? Ihren Traumberuf und alle Lebensziele aufgibt? Natürlich nicht. Als die Situation derart eskalierte, dass es letztlich um Leben und Tod ging, ließ ich alles liegen und stehen und mich mit meinem acht Monate alten Sohn nach Deutschland ausfliegen – und fing eben nochmals von vorne an. Da man mit Kind als freie Journalistin schlecht überleben konnte in diesen Zeiten, gründete ich meine eigene Firma zu Hause, um für meinen Sohn da sein zu können, und wurde auch recht erfolgreich. Ich arbeitete mit der Uni Marburg zusammen, indem ich junge Studierende durch Langzeitpraktika in Journalismus und PR einführte, organisierte Messepräsentationen, Podiumsdiskussionen und erstellte eine ganze Reihe erfolgreicher Publikationen. Es fühlte sich sehr gut an, „es geschafft zu haben“. Doch immer blieb mein Heimweh nach Afrika. Und so wanderte ich 2005 mit meinem damals 12-jährigen Sohn wieder aus, und zwar nach Namibia.

Gibt es derzeit ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Es gibt immer eine ganze Reihe Themen, die mir am Herzen liegen, im Besonderen ist dies die Armut allein erziehender Mütter in Afrika, die keine Lobby haben und völlig auf sich gestellt sind. Die afrikanische Kultur sieht den Mann nicht als liebevollen Vater und Ehemann vor, so dass die Hauptlast – und zumeist auch die alleinige – auf den Müttern liegt. Schon in Uganda hatte ich ein kleines Waisenhaus mit Frauenprojekt aufgebaut, und nun, in Namibia, helfe ich ehrenamtlich, wo es eben geht, und zwar mit dem kleinen deutschen Hilfsverein Pro Namibia e.V. www.pro-namibia.de Derzeit baue ich einen Kindergarten im Armenviertel, um alleinerziehenden Müttern die Möglichkeit zu gewährleisten, einer Arbeit nachzugehen und ihre Kindern währenddessen wohl behütet zu wissen.

Konny Kolmannskuppe

In Kolmannskuppe (heute eine verlassene „Geisterstadt“) fand im Jahre 1908 der deutsche Bahnmeister August Stauch den ersten Diamanten des damaligen Deutsch-Südwestafrika und löste damit ein unvergleichliches Diamantenfieber aus. Konny recherchierte die historischen Hintergründe vor Ort.

Work-Life-Balance ist immer ein großes Thema für mich und für viele meiner LeserInnen. (Wie) schaffen Sie das bzw. welchen Tipp können Sie aus Ihrer Erfahrung zu dieser Herausforderung geben?

[Tweet „Über den Wolken scheint immer die Sonne, man muss sie nur erkennen. #IdoItMyWay mit #KonnyVonSchmettau.“]

Es ist wichtig, einen gesunden Ausgleich zum täglichen Überlebenskampf und Stress aufzubauen, und zwar ganz bewusst. Im Laufe der Zeit lernt man zu erkennen, was einem besonders gut tut und spätestens dann, wenn das Leben einen aufzufressen droht, muss man sich Freiräume schaffen. Das ist allerdings schwierig, wenn man Beruf und Familie unter einen Hut bringen muss. Doch gerade dann ist es wichtig, sich bewusst Auszeiten zu nehmen. Ich habe mir in schwierigen Phasen meinen Sohn ins Auto oder später – als er groß genug war, um an die Fußrasten zu kommen – aufs Motorrad gepackt und bin mit ihm Zelten gegangen. Bei ausgiebigem Wandern und abends am Lagerfeuer unterm Sternenhimmel kann man den ganzen Stress einfach von sich werfen.

Inzwischen ist mein Sohn flügge und ich habe mir hier in Namibia einen VW-
Bus gekauft, in den ich mehrfach im Jahr alles packe, was man so für ein paar Wochen braucht. Dann geht’s los, durch die Wüste und die unendlichen Weiten des Südens, über Nebenstrecken, von denen viele auf keiner Karte stehen, allein mit mir und glücklich, diese unglaubliche Freiheit genießen zu können. So mache ich meine Reportagen und schreibe meine Bücher. Lerne ständig neue Menschen kennen, entdecke spannende Geschichte, lese viel, schlafe alleine irgendwo draußen im Busch – und genieße mein nächtliches Lagerfeuer unter dem afrikanischen Sternenhimmel.

Haben Sie einen Tipp für jemanden, der an einem Punkt im Leben steht, an dem er/sie nicht genau weiß, wie es weitergehen soll?

Alles liegen und stehen lassen und auf Reisen gehen! Einfach losfahren, nur das Notwendigste mitnehmen und auf die Reise zu sich selbst gehen! Als mein Sohn vor einigen Jahren nach Deutschland zurückkehrte, fühlte ich mich völlig verloren. Ich hätte nur noch heulen können, denn alles und jedes in unserer Wohnung, in der Stadt, am Meer erinnerte mich an ihn und ich hatte das Gefühl, nur noch ein halber Mensch zu sein. Drei Monate später habe ich mich in meinen 38 Jahre alten Mercedes gesetzt und bin erst mal in Richtung Botswana gefahren. Von dort aus ging es dann nach Zambia und Zimbabwe. Unterwegs jobbte ich in Lodges, machte Marketing für Unternehmen, schrieb Reiseberichte für Zeitungen. 14 Monate später fuhr ich zurück nach Swakopmund – als erneuerter Mensch, mit dem guten Gefühl, ein neues Leben in meiner alten Wahlheimat in die Hand zu nehmen.

Kuiseb

Einsame Landschaften sind ihr am liebsten –wie hier in der Namib-Wüste (Foto: Jens-Uwe Köhler)

Das Thema dieser Interview-Serie ist „I do it my Way“, angelehnt an den Titel eines bekannten Frank Sinatra Titels, in dem er seinen Umgang mit Niederlagen und seinen persönlichen Weg beschreibt. Gibt es einen Song, ein Buch, ein Gedicht, ein Kunstwerk oder ähnliches, das Ihre Haltung zu diesem Thema einfängt? Haben Sie einen Link zum Song/Buch etc.?

“Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen, ich schulde ihnen noch mein Leben!“ – Dieser wunderbare Spruch von Frederike Frei begleitet mich schon seit undenklichen Jahren, und wenn ich geknickt bin, richtet er mich immer wieder auf. Träume und Visionen sollten immer Bestandteil unseres Lebens sein, sie schenken uns Mut, Zuversicht und Durchhaltevermögen. Kein Unternehmer, keine Unternehmerin kann ohne eine Vision erfolgreich sein.

Gibt es noch etwas, das Ihnen in diesem Zusammenhang wichtig ist?

Niemals aufgeben, egal, was kommt! Manchmal bricht im Leben scheinbar alles zusammen und man hat das Gefühl, nicht nur Steine in den Weg gelegt zu bekommen, sondern ganze Berge. Und wenn man erfolgreich ist, stellen sich wie von selbst Neider ein, die einem das Leben schwer zu machen versuchen. Irgendwann habe ich mir den aus dem Mittelalter stammenden Spruch „Viel Feind, viel Ehr“ ausgeliehen, um mich selbst zu stärken. – Er bringt mich dann wieder zum Schmunzeln, und mit Humor und einer gewissen Selbstironie wird es gleich wieder leichter. Entgegen der landläufigen Meinung ist es übrigens überhaupt keine Schande, Schwächen zuzugeben. Niemand kann immer stark sein. Wichtig ist nur, dass man nach dem Ausheulen immer wieder aufsteht und weiterläuft, den Kopf nach oben, zur Sonne hin. Über den Wolken scheint immer die Sonne, man muss sie nur erkennen.

Wie können unsere Leser/innen Sie im Internet finden?

Wenn ich unterwegs bin, schreibe ich auf meiner Webseite www.safaris-in-namibia.de über meine Erlebnisse.

Mein kleines Safariunternehmen ist unter www.namibia-aktiv.com zu finden und viele meiner Reisefotos stelle ich auch bei Facebook ein – einfach unter meinem Namen.

Meine Namibia-Bücher findet man hier.

 

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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