Klar setzen wir uns Ziele. Aber was, wenn wir damit scheitern? Peinlich? Demütigend? Der Beweis, dass wir versagt haben (haben wir’s nicht schon immer gewusst, dass…??). Und mit dieser Befürchtung im Nacken machen wir dann erst mal – gar nichts.
Petra Schuseil macht sich in ihrem Lebenstempo-Blog Gedanken über unsere „Kultur des Scheiterns„. Oder besser: Un-Kultur.
Immer höher, besser, weiter?
In anderen Ländern und Kulturen, so hört man oft, herrscht viel oft viel mehr Toleranz, wenn mal was schief geht. Bei uns hingegen gebe es keine „Kultur des Scheiterns“. Ich weiß das nicht und kann es nicht nachprüfen. Aber ich höre unglaublich oft in Coachings und Therapiesitzungen von komplett überhöhten Ansprüchen. Die dahin führen, dass man sich schon bei mittleren Ergebnissen als „Loser“ fühlt. Denn das Ziel wurde ja verfehlt. Und als Loser ist man nichts und niemand. Eine gescheiterte Existenz. Nicht als objektive Bezeichnung (die ja selten wirklich zutrifft), sondern als Schimpfwort gegen andere und als Alptraum für einen selbst.
Angst vor Scheitern lähmt
Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die ich einmal von den Amish People gehört habe, dieser altertümlichen religiösen Gemeinschaft in den USA. Die Amish weben alle Stoffe selbst und angeblich weben sie in jedes Stück Stoff absichtlich einen Fehler ein. Denn: Nur der Herr ist fehlerfrei. Das als Mensch anstreben zu wollen, wäre lästerlich und anmaßend.
Perfektionismus als Gotteslästerung? Fehler machen als Zeichen von Menschlichkeit? Wäre das nicht sehr entlastend?
Und würde Schritte erlauben, die vielleicht gerade wieder einiges ermöglichen? Vielleicht sogar „Erfolg“ (was immer man darunter verstehen mag)?
Was heisst Scheitern, wenn es doch normal und menschlich ist, Fehler zu machen? Damit natürlich auch manchmal eine falsche Entscheidung zu treffen oder aufs falsche Pferd zu setzen. Das ist nicht scheitern, meine ich. Sondern Weiterentwicklung. Lernen. Sich auf das Leben mit seinen Herausforderungen einlassen.
Meine Kollegin Petra Schuseil hat eine Blogparade (= virtuelles Brainstorming) zum Thema „Eine Kultur des Scheiterns“ ins Leben gerufen. Neben interessanten Anregungen gibt es bei ihr auch viele tolle Preise zu gewinnen – für alle die etwas zum Thema schreiben.
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...
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Liebe Claudia, ich freue mich über Deinen Beitrag vor allem über den Fehler im gewebten Stoff .. jawoll. Wir stehen zu unseren Fehlern und fördern uns. Wir schauen auf den schönen Stoff, der im Ganzen angeschaut, wunderbar leuchtet und herrlich anzusehen ist … wo ist eigentlich der Fehler im Gewebe? Hast Du ihn bemerkt? ;-) Einen herzlichen Abendgruß. Petra