In der Interview-Serie „I Do It My Way“ stelle ich Menschen vor, die einen nicht ganz gradlinigen Weg hinter sich und einiges zu erzählen haben: Diese Interviews sollen Mut machen und aufzeigen, dass „Erfolg“ nicht immer stromlinienförmig aussieht.
Viel Freude damit!
Nina K. Roberts nennt sich „Karriere Stylistin“ – das ist eine Berufsbezeichnung, die ich noch nie gehört habe, die aber sehr spannend und außergewöhnlich für mich klingt. Ich freue mich sehr, dass sie uns hier verrät, was sich dahinter verbirgt und wie ihre persönliche Entwicklung sie zu dahin gebracht hat.
Wie haben Sie beruflich gestartet? Warum auf diese Art? Und was ist ihr Beruf, was Ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld heute?
Mit klassischer Schulbildung konnte ich zu meinen Teenager Zeiten leider nicht viel anfangen. Denn ich hatte das Gefühl, dass alles was ich lernen wollte, alles an dem ich interessiert war und für mein Leben wissen wollte, nicht in meinem Gymnasium unterrichtet wurde.
Also habe mich mit 17 heimlich an einem College in London beworben, um Interior Design zu studieren – kurz danach saß ich im Flieger nach London, um das Studium zu beginnen. Wunderbares Studium, das ich abschloss und eine wahnsinnig wichtige Entscheidung für mich damals. Ich liebte Kunst, Design und Architektur, hatte großes Interesse für Geschichte, und all dies kam sehr gut in dem Studium zusammen. Aber ich wusste damals nicht, ob ich das mein Leben lang oder überhaupt beruflich tun wollte.
Das war ja schon einmal ein mutiger und ungewöhnlicher Start. Wie ging es dann weiter?
Während des Studiums hatte ich begonnen, für das Londoner Kaufhaus Harrods zu arbeiten. Dort habe ich zum ersten Mal perfekte Rekrutierungsschritte (also
Dazu ist zu sagen, dass meine Mutter früher selbständige Unternehmerin war und seit ich gerade mal laufen konnte habe ich immer sehr viel Zeit in ihren Büros verbracht. Ich habe Meetings gelauscht, Mitarbeitertrainings beobachtet, stundenlangen Telefonaten zugehört. Erst später habe ich realisiert was ich dort über Jahre hinweg rein durch zuhören, erleben und beobachten alles lernen durfte – jahrelang machte ich mir Gedanken, weil ich über keine `klassische´ kaufmännische Ausbildung oder das alles-abdeckende BWL Studium verfügte, dabei hätte ich eine bessere Management-Ausbildung nicht haben können. Nach dem Studium zurück in Deutschland, wo ich in verschiedenen Jobs in die Personalarbeit reinschnupperte, wurde mir eine Stelle bei einem internationalen Personaldienstleistungsunternehmen angeboten, die ich annahm. Die folgenden 10 Jahre war ich erfolgreich im Bereich des Rekrutierungsmanagements und Beratung von nationale und internationale Unternehmen tätig.
Heute arbeite ich als selbstständige Karriere Stylistin und Mentorin für Frauen, die sich in ihren Beruf und Karriere wieder neu verlieben wollen.
Ich begleite Karriereveränderungswege, berate bei Bewerbungsprozessen von Auswahl der Position bis zur Gehaltsverhandlung oder unterstütze auch kleine Unternehmen dabei ihre Rekrutierung bestmöglich anzugehen, und die richtigen Mitarbeiter zu finden. Es gibt viele klassische Karriereberater da draußen, dem bin ich mir bewusst und auch, dass ich eine sehr bestimmte Gruppe von Frauen anspreche.
Mir geht es bei meiner Arbeit darum den persönlichen Service und Beratung anzubieten, von dem ich die letzten 10 Jahre immer wieder sah, wie dringend er von manchen Frauen benötigt und gesucht wird und den ich mir selbst zu Start meiner Karriere gewünscht hätte.
Hat Ihr beruflicher Weg Ihr Privatleben beeinflusst? Wie?
Definitiv hat es das. Für mich hat erfolgreiche berufliche Entwicklung auch mit erfolgreicher, stets glücklicher persönlicher Entwicklung zu tun und umgekehrt. Speziell in meinem Beruf konnte ich immer wieder sehr nah sehen, dass Erfolg im Job und Glücklich im Job zwei sehr unterschiedliche Dinge sind, und leider sehr oft miteinander verwechselt werden.
[Tweet „Mut! Mut, und Begeisterung für Dein Ziel lassen Dich deinen eigenen erfolgreichen Weg gehen!. Interview mit Nina K.Roberts #IdoItMyWay @Frl_Karriere“]
Auch hat mein privates Leben mein berufliches Leben geprägt: Während ich eines Abends mit meinem Ehemann japanisch essen war und wieder leidenschaftlich philosophierte über meine Idee der Methode des Karriere Stylings – eine glückliche und erfolgreiche Karriere für Frauen – von innen, von außen und auf dem Papier! begann er mir so viele Fragen dazu zu stellen und zu hinterfragen, bis ich am Ende des Gespräches merkte, dass er versuchte mir klarzumachen, dass ich keine Argumente mehr hatte (die ich lange versuchte mir selbst einzureden), die gegen meine Idee der Selbstständigkeit und Leidenschaft sprachen. Er sagte: You gotta walk your talk! und mir war sofort klar, was das für mich bedeutete. Am nächsten Tag startete ich damit das Konzept für meine Selbstständigkeit niederzuschreiben und mit meiner Homepage. Also ja, beruflicher Weg und Privatleben haben einander schon oft beeinflusst.
Ich finde, Sie sind einen ungewöhnlichen Weg gegangen. Stimmt das aus Ihrer Sicht? Was ist für Sie persönlich das Ungewöhnliche daran?
Ja, das könnte man so sagen… Oft ist mein Weg aber für andere Menschen wesentlich ungewöhnlicher als er mir erscheint, denn für mich ist es einfach mein eigener Weg, der hoffentlich noch lange nicht zu Ende ist.
Im Auge des Betrachters gelten Punkte wie mit 17 alleine nach England zum Studieren gezogen, mit einem Design Studium eine Karriere im Personalbereich gestartet ohne jegliche klassische kaufmännische Ausbildung damals, eine Selbstständigkeit zu wagen wenn man doch eine sichere Anstellung und Karriere haben könnte oder einen Mann zu heiraten, mit dem man auf Grund seines Berufs maximal 3 Jahre an einem Ort auf der Welt verbringen wird, oft als ungewöhnlich…für mich ist es einfach mein Leben, das ich gegen nichts in der Welt eintauschen wollen würde.
Gab es Kritik an Ihrem Weg und wie sind Sie damit umgegangen?
Die gab es, gibt es bestimmt auch immer noch und wird es immer geben. Konstruktive Kritik kann immer weiterhelfen, voranbringen oder vor Fehlern bewahren. Kritik um Kritik auszuüben wiederum…weniger schön. Meist wenn man das, was für die nächste Umgebung im Leben als Gewohntes erscheint verlässt und etwas Neues wagt, stößt man auf diese Form der Kritik. Veränderung ist für viele Menschen schwer und wenn wir uns verändern, dann kann das leicht auf Kritik stoßen. Auch ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass es unmöglich und auch nicht sinnvoll ist, es allen Menschen recht zu machen aber auch, dass es Kritik gibt, für die ich offene Ohren und ein offenes Herz haben muss.
Gab es Zeiten in Ihrem Leben, in denen Sie auch gezweifelt haben?
Momente des Zweifelns sind vollkommen menschlich und dem muss man sich bewusst sein. Wenn ich zu wenig geschlafen habe und zu wenig Zeit mich alleine habe zum Beispiel, dann können sich Gedanken des Zweifels auch schnell bei mir breit machen. Wir alle kennen das, erst ist es nur ein Mini-Gedanke, ein Art Gedankenfetzen, der dann heimlich aber schnell mehr Zweifel wie magisch anzieht. Gegen Zweifel anzukämpfen sehe ich als vergeudete Energie. Für mich ist es besser sie zu erkennen, sie kurz zu würdigen, mir klar zu machen was in meinem Leben die Zweifel gerade hervorruft und mich ganz bewusst etwas zu widmen, dass mich entweder aus meiner Komfortzone bewegt, denn das benötigt meist Mut. Oder mich ganz bewusst etwas zu widmen, dass mich tief erfreut. Und schon verpuffen diese Zweifel von ganz alleine.
Wenn Sie sich in die Zeit zurückversetzen, in der Sie – sagen wir – 18 Jahre alt waren: Wie hätten Sie über Ihre heutige Situation gedacht? Hatten Sie eine Ahnung davon, geplant/gedacht/gehofft, dass Sie diesen Weg gehen/an diesem „Ort“ landen würden?
Jein…haha. Mit 18 lebte ich in London, studierte, genoss mein Leben in vollen Zügen und habe nicht viel darüber nachgedacht wie ganz genau mein Leben mit 34 aussehen könnte. Aber ich wusste immer wie mein Weg/mein Leben sich anfühlen sollte, wie ich mich in meinem Leben fühlen möchte. Dafür hatte ich immer eine klare Vision. Auch heute mache ich mir keine Gedanken für einen ganz genauen Plan, darüber wie mein Leben in 30 Jahren genau aussehen soll. Aber ich weiß ganz genau wie mein Weg dahin sich anfühlen soll, wer ich auf diesem Weg sein möchte, wie ich mich in meinem Leben fühlen möchte. Das ist für mich auch immer ein sehr gutes Barometer um festzustellen, ob ich auf dem richtigen Weg bin oder vielleicht abgekommen bin…Wie fühle ich mich? Fühle ich mich gut, glücklich, voller Begeisterung, dann bin ich auf dem richtigen Weg. Sind meine Gefühle längerfristig nicht so, dann müsste ich definitiv meinen Weg neu gestalten.
Gab es – rückblickend gesehen – einen Moment, an dem Sie sich ganz bewusst für genau diesen Weg entschieden haben? Oder wie verlief das für Sie?
Nein, es gab nicht einen speziellen Moment, an dem ich mich ganz bewusst für diesen Weg entschieden habe. Vielmehr unzählige kleine Momente, Entscheidungen, Erfahrungen und Ah-Momente, die mich immer wieder weitergehen, stehen bleiben, Abkürzungen nehmen oder rechts / links abbiegen ließen auf meinem Weg bis heute.
Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt, lautet: Wie findet man neue, spannende Ziele, wenn ein ursprüngliches Ziel erreicht ist? Wie lautet Ihre Antwort darauf?
Spannende Frage, wirklich! Ich glaube, dass es hier für verschiedene Menschentypen verschiedene richtige Antworten gibt. Die alles erklärende Antwort hierzu habe auch ich nicht. Kundinnen hilft es oft weiter, wenn wir vorab eine Art aktuell generelles Lebenszielthema/-motto festlegen, etwas an dem sich dann alle anderen Ziele orientieren. So entwickeln sich immer automatisch neue Etappenziele, das funktioniert für das private wie das berufliche Leben sehr gut.
Gibt es derzeit ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Es sind immer die gleichen Themen, die mich rumtreiben und mir wahnsinnig am Herzen liegen: Dass Frauen sich wieder trauen Karriere machen zu wollen, ganz entspannt und ohne schlechtes Gewissen. Dass Karriere nicht bedeutet, dass man mit Ellenbogen raus, im schwarzen Hosenanzug und null eigener Persönlichkeit und ohne Rücksicht auf Verluste eine steile Karriereleiter erklimmen muss, um das Gefühl von Karriere zu haben. Dass Karriere ganz viel mit Selbstwert zu tun hat. Dass speziell wir Frauen uns nicht immer unter Wert verkaufen, ob in den Jobs, die wir wählen, in Bewerbungsgesprächen oder Gehaltsverhandlungen. Dass man wahnsinnig weiblich Karriere machen darf.
Work-Life- Balance ist für viele ein großes Thema. (Wie) schaffen Sie das bzw. welchen Tipp können Sie aus Ihrer Erfahrung zu dieser Herausforderung geben?
Ich liebe die Frage, denn ich muss gestehen, dass ich kein großer Fan der Begrifflichkeit `Work-Bindestrich- Life-Bindestrich- Balance` bin…und das aus zwei Gründen.
Zum einen habe ich in meiner HR-Arbeit die Erfahrung gemacht, dass das Wort Balance vielen Menschen unbewusst Druck vermittelt, dass sie hier ständig zwischen zwei Themen, die ihnen sehr unterschiedlich erscheinen, die Waage finden und dann halten müssen.
Zum anderen bringt für mich der Work-Life- Balance eine so starke Separierung der Wörter Arbeit und Leben mit sich. Genau wie mit dem Wort Karriere verbinden wir heute mit dem Wort Arbeit meist viele negative Gefühle. Als ginge es um Leben ODER Arbeit. Ich sehe es mehr als Integration und Zusammenspiel von beiden. Wenn wir uns einreden, dass es Work-Life- Balance ist, wenn wir um 17.00 Uhr gestresst mit dem Handy noch am Ohr aus dem Büro rennen in der Hoffnung, dass pünktlich zum Start des 17.30 Uhr-Pilateskurs im Sportstudio die Entspannung und Work-Life-Balance auf Knopfdruck einsetzt (überspitzt gesagt), dann hat das für mich wenig mit Balance und Wagen halten zu tun.
Für mich selbst war es wichtig und wahnsinnig entspannend zu erkennen, dass ich nicht immer alles in Balance haben muss und dass es viel mehr eine entspannte Integration und Zusammenspiel von Arbeit und Leben ist, ob als Angestellte oder Selbstständige und dem privaten Leben. LifeWork…WorkLife…es ist Eins und für möglich entspannt eins zu sein, wenn ich auch wieder Wert in dem was ich tue finde. Meine Arbeit besteht auch darin Menschen zu zeigen, dass ein glückliches und erfolgreiches Zusammenspiel immer möglich ist.
Haben Sie einen Tipp für jemanden, der an einem Punkt im Leben steht, an dem er/sie nicht genau weiß, wie es weitergehen soll? An dem er/sie sich vielleicht sehr alleine fühlt?
Es mag sich wie ein abgedroschener Kalenderspruch anhören aber es ist so wahnsinnig wahr – Frage Dich: was soll ich in der aktuellen Situation lernen? Wenn Du nicht weiter weißt dann suche externen Rat. Wenn unser Auto liegen geblieben ist, dann rufen wir auch die Werkstatt an, holen uns Hilfe und lassen es nicht einfach da, wo es liegen geblieben ist, zurück. Es geht immer weiter! Meist wissen wir nur nicht wie es weitergehen soll, weil unser Kopf noch keine neue, schönere Version und Vision unserer Zukunft ausgemalt hat, also beginne damit! Mache einen Schritt, den ersten Schritt. Mache den ersten Schritt und es wird sich ein Weg finden, es wird sich dein Weg finden.
[Tweet „Den Weg eines anderen hinterher zu gehen wird dich nie auch nur halb so glücklich machen wie Deinen eigenen Weg zu erkunden! Interview mit Nina K.Roberts #IdoItMyWay @Frl_Karriere“]
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Online bin ich über www.ninakroberts.de zu finden sowie bei Facebook und Twitter .
Ich lebe und liebe meinen Job, also bitte schickt mir einfach eine Email oder meldet Euch bei mir solltet Ihr das hier lesen und Fragen haben. Ich freue mich über jeden persönlichen Kontakt.
Vielen herzlichen Dank, liebe Nina K. Roberts für diese interessanten Gedanken. Ich wusste bisher nicht, dass es eine solche Form der Karriere-Beratung gibt!
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...
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