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In der Interview-Serie „I do it my Way“ stelle ich Menschen vor, die einen nicht ganz gradlinigen Weg hinter sich und einiges zu erzählen haben. Die Serie soll Mut machen und aufzeigen, dass „Erfolg“ nicht immer stromlinienförmig aussieht.

Viel Freude damit!


Petra Schuseil ist eine ungewöhnlich vielseitige Frau, die nicht nur ihren ganz eigenen Weg, sondern viele ungewöhnliche Wege gegangen ist. Lesen Sie selbst und lassen Sie sich anregen: Es sind doch wirklich nicht immer die gradlinigen Wege die interessantesten!


Was ist ihr Beruf, was Ihr wichtigstes Tätigkeitsfeld heute?

Mein wichtigstes Tätigkeitsfeld ist seit 10 Jahren das Coaching-geben. Ich unterstütze selbständige Frauen darin, Ihre Einzigartigkeit zu leben und das richtige Lebenstempo zu finden. Außerdem schreibe und netzwerke ich gerne: Ich beginne ein neues Projekt, in dem ich als coachende Textspezialistin meine Stärken einsetzen werde. In einer Frankfurter Bank werde ich 4 Tage die Woche vor Ort arbeiten.

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Ich finde, Sie sind einen ungewöhnlichen privaten/beruflichen Weg gegangen. Stimmt das aus Ihrer Sicht? Was ist für Sie persönlich das Ungewöhnliche daran?

Ja, ich stimme Ihnen zu. Ich bin seit 25 Jahren selbständig und verwirkliche verschiedene Berufungen/Berufsstränge. Das Ungewöhnliche daran ist, dass ich offen bin und neugierig und mich sehr sehr schnell in neue Lebens- und Arbeitsumfelder einarbeiten kann: Es ist eines meiner leichtesten Übungen! J

So war ich vor vielen Jahren ein Jahr lang zwischen Frankfurt und Hamburg unterwegs: als rechte Hand der Kreativchefin war ich wochentags in einer Hamburger Agentur beschäftigt. Von 2006 bis 2009 habe ich meinen Mann nach Hongkong begleitet und war mit ihm häufig auf Reisen. 2012 habe ich meinen lang gehegten Wunsch wahr gemacht und am Zürichsee ein Bio Bed and Breakfast in unserem Haus realisiert.

Außerdem habe ich mein Buch veröffentlicht, das ich schon immer schreiben wollte: „Finde Dein Lebenstempo. Mit dem richtigen Tempo zu mehr Leben“. Nun mit 55 und meinen schönen grauen Haaren bin ich ein „seniores Model“ und bekomme erste Anfragem für professionelle Fotoshootings. Sie sehen: Das Außergewöhnliche ist, dass ich meine Vielseitigkeit lebe.

[Tweet „Tolles Interview mit einer ungewöhnlichen Frau: @petraSchuseil #IdoItMyWay.“]

Aus heutiger Sicht betrachtet: Ist es der richtige Weg gewesen? Warum?

Ja, es ist der richtige Weg gewesen. Es entspricht meiner Persönlichkeit.

Gab es Zeiten in Ihrem Leben, in denen Sie gezweifelt haben? Wenn ja: Wie sahen diese Zweifel aus? Warum haben Sie gezweifelt? Und wie sind Sie damit umgegangen, was hat Ihnen besonders geholfen?

Der Schritt z.B. in der Schweiz ein Bio B&B zu realisieren war bewusst getroffen. Ich hab aber schnell gezweifelt, denn mir war nicht wirklich klar, dass ich mich an ein Haus, an einen Ort binden würde. Ich habe mich selbst ein bisserl ausgebremst.

Wenn Sie sich in die Zeit zurückversetzen, in der Sie – sagen wir – 18 Jahre alt waren: Wie hätten Sie über Ihre heutige Situation gedacht? Hatten Sie eine Ahnung davon, geplant/gedacht/gehofft, dass Sie diesen Weg gehen würden?

IMG_3434Mit 18 Jahren arbeite ich als Praktikantin an der Reception in einem Wintersporthotel im Allgäu. Ich hatte keine Ahnung davon, dass ich diesen Weg gehen würde. Ich wollte mit 18 Jahren Hoteldirektorin werden bzw. unseren eigenen Hotelbetrieb übernehmen. Über die heutige Situation hätte ich gedacht: Gut gemacht!

Gab es – rückblickend gesehen – einen Moment, an dem Sie sich ganz bewusst für genau diesen Weg entschieden haben? Oder wie verlief das für Sie?

Dass ich mich vor 25 Jahren selbständig gemacht habe als „Freelance Assistant“ war ganz bewusst entschieden. Dass ich ganz viele verschiedene Stationen meistern würde, war mir nicht so klar. Das hat sich entwickelt. Vor allem, dass ich jahrelang in der Werbeagenturwelt tätig sein würde, war ungeplant aber sehr sehr faszinierend für mich.

Dass ich eine Ausbildung zur Coach machen würde, war auch eine ganz klare Entscheidung und dass ich als Coach arbeiten wollte. Dass ich jetzt wieder einen Freelance-Job in einer Frankfurter Bank beginnen werde, ist auch klar entschieden. Die Spuren habe ich mehr oder weniger bewusst gelegt.

Eine Frage, die mich immer wieder beschäftigt, lautet: Wie findet man neue, spannende Ziele, wenn ein ursprüngliches Ziel erreicht ist. Wie lautet Ihre Antwort darauf? Wie gehen Sie mit dieser Frage um?

Interessante Frage. Ich war immer offen. Immer neugierig. Wenn man die Augen und die Ohren offen hält, fliegt einem immer ein spannendes Projekt zu. So ist meine Erfahrung: in Hongkong beispielsweise hab ich kurz nach meiner Ankunft die Aufgabe der Wanderlady für die German Speaking Ladies Group übernommen. Schneller konnte ich das „grüne Hongkong“ nicht kennenlernen. Ich habe in einem mir vertrauten Umfeld jeweils Signale gesendet: „ich suche“. Die neue Aufgabe in der Frankfurter Bank ist mir „zugeflogen“, weil ich vorher „Rauchzeichen“ gesetzt hatte.

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Grundsätzlich hab ich mir auch immer eine Coach und im Gespräch die Herausforderung gesucht. Ich brauche Inspiration durch eine Sparringspartnerin. Ich lasse mich aber auch durch Kunst und Kultur inspirieren. Oder durch ein Buch. So finde ich die Idee der Journalistin und Autorin Meike Winnemuth in ihrem Buch „Das große Los“ nachahmenswert, regelmäßig im Ausland zu leben und zu arbeiten.

Gibt es derzeit ein Thema, das Ihnen besonders am Herzen liegt?

Mit 55 wird allmählich klar, dass das Leben endlich ist. Gleichaltrige sterben an schweren Krankheiten. Mich beschäftigt: Wie will ich leben und arbeiten ( so dass ich gesund und fit bleibe)? Wo? Mit wem? Ich habe Frauen als Vorbilder, die mit 70 bzw. 80 als Model oder Coach arbeiten.

Work-Life-Balance ist immer ein großes Thema für mich und für viele meiner LeserInnen. (Wie) schaffen Sie das bzw. welchen Tipp können Sie aus Ihrer Erfahrung zu dieser Herausforderung geben?

Mein Buch „Finde Dein Lebenstempo“ gibt ganz ganz viele Tipps und Übungen zu Ihrer Frage. (Man kann es bei mir direkt bestellen und erhält es dann mit einer persönlichen Widmung).

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Die wichtigste Herausforderung ist meiner Meinung nach: Zeitqualität zu gestalten anstatt z.B. vorm Fernseher sich einlullen zu lassen, ziellos shoppen zu gehen … Wichtig ist mir von Life-Balance zu sprechen. Ein Beruf, eine Arbeit, eine Berufung gehören ja zum Leben dazu und können sehr nährend und inspirierend sein. Ein Beruf ernährt und motiviert uns, gibt das Gefühl „dazu zu gehören“. Meine persönliche Herausforderung für mich ist derzeit: Nichts tun. Damit meine ich „wirklich nichts“. Dieses „wirklich nichts“ meint weiter: es ist meine Zeit für mich. Für mich persönlich heißt das: Ich setze mich entweder an unseren Kachelofen in unserem Schweizer Haus und sehe in die Ferne … nichts denken, nichts vorhaben, einfach nur SEIN auf diesem Platz. Oder ich setze mich auf mein Yogakissen und meditiere. Gedanken kommen und gehen. Für mich ist dies das A und O: diese Stille, dieses NICHTS … denn üblicherweise tue ich immer etwas – auch mit anderen, plane auch immer etwas oder habe immer etwas vor. Schreiben ist für mich die absolute Entspannung … so wie jetzt. Ich beantworte Ihre Fragen im Zug von Zürich nach Frankfurt.

Haben Sie einen Tipp für jemanden, der an einem Punkt im Leben steht, an dem er/sie nicht genau weiß, wie es weitergehen soll?

Wie wäre es damit: den „persönlichen Rucksack“ packen: Alle Fähigkeiten, Stärken und Lieblingstätigkeiten aufschreiben und als großes Geschenk anerkennen. Es gibt viele tolle Coachingfragen, die diese Patt-Situation auflösen helfen. Die Erfahrung zeigt aber auch: Es braucht seine Zeit. Für was ist diese Situation, in der man gerade nicht weiter weiß, gut? Durchhänger und Zweifel durchleben – mit allem Zorn und allen Tränen.

Favicon 72x72Mein Tipp: Probieren Sie alles aus, was Ihnen in den Sinn kommt. Bloss nicht in der Patt-Situation ausharren. Das bringt nichts. Ideen nicht gleich weg rationalisieren: Berufliche Schnuppertage vereinbaren und realisieren. Verreisen. Ein neues Hobby ausprobieren. Fragen stellen. Antworten suchen. Indem wir Dinge ausprobieren, kommen wir uns immer ein bisschen mehr auf die Schliche: „Das mag ich“ oder „das gefällt mir ganz und gar nicht“. Es wird der Zeitpunkt kommen, da weiß man, wie es weitergehen soll.

Das Thema dieser Interview-Serie ist „I do it my Way“, angelehnt an den Titel eines bekannten Frank Sinatra Titels, in dem er seinen Umgang mit Niederlagen und seinen persönlichen Weg beschreibt. Gibt es einen Song, ein Buch, ein Gedicht, ein Kunstwerk oder ähnliches, das Ihre Haltung zu diesem Thema einfängt? Haben Sie einen Link zum Song/Buch etc.?

Coveys Buch: Der Weg zum Wesentlichen – begleitet mich schon seit vielen Jahren! (Hier der Link)

Das schon erwähnte Buch von Meike Winnemuth: „Das große Los“ … liegt derzeit auf meinem Schreibtisch … sie hat viele weise Gedanken während Ihrer Weltreise notiert (hier der Link)

[Tweet „Alles hat seine Zeit und sein Tempo. Ich selbst erlebe mich dabei als Chamäleon. @petraSchuseil #IdoItMyWay. Tolles Interview.“]

Alle, die gerne über diesen Artikel twittern möchten, können gerne einfach auf dieses Kästchen klicken (jedenfalls wenn man twittert). Aber natürlich kann man Petra Schuseil  an verschiedenen Orten im Netz treffen. Nämlich wo?

Coaching: www.petraschuseil.de

„Es wird gezwitschert“: Positive Stimmen zu meinem neuen Buch: Hier zu finden.

Mein Blog: www.lebenstempo.de

Mein B&B am Zürichsee: www.allegra-bnb.ch

Meine Modelagentur: http://www.todaysmodels.de/de/models/1_petra_schuseil

Twitter: https://twitter.com/petraSchuseil

Facebook: https://www.facebook.com/petra.schuseil

Xing und LinkedIn.

Dankeschön!

Liebe Petra Schuseil, ICH bedanke mich ganz herzlich für dieses interessante Interview!

 

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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