Psychotherapie in Zeiten von Corona
update: 25.03.2020
Wie können wir angesichts der Corona-Pandemie gut für uns sorgen? Wie kann Psychotherapie uns bei einem guten Umgang helfen, jenseits von Panik?
Also – wie können wir auch jetzt gut und vernünftig handeln – für uns selbst und für die Gemeinschaft? Für viele von uns nicht ganz einfach.
Psychotherapie ist zu allen Zeiten wichtig, um einen guten Umgang mit dem zu finden, was uns bedrückt und beschwert. Inzwischen gibt es auch jede Menge wissenschaftlicher Studien dazu, dass milder und mittlerer Stress zwar gut für uns ist und uns stärkt. Starker, posttraumatischer und chronischer Stress allerdings schwächt uns. Und zwar nicht nur mental und psychisch, sondern auch körperlich. Das Immunsystem ist in diesen Fällen tatsächlich messbar geschwächt. Es ist also allemal – jetzt mehr denn je – wichtig, an innerer Aufgeräumtheit und Gelassenheit zu arbeiten, ohne in Panik zu verfallen, die Gefahr zu leugnen oder den Kopf in den Sand zu stecken.
Denn Panik ist purer Stress und Leugnung hat auch noch nie wirklich geholfen. Was also tun, wie sich verhalten?
Psychotherapie kann gerade jetzt eine wichtige Unterstützung sein, um einen für sich selbst stimmigen, best möglichen Umgang mit der derzeitigen Ausnahmesituation zu finden. Außerdem ist es für viele Menschen gar nicht möglich, ihre laufende Behandlung wegen Corona zu unterbrechen, da die Konsequenzen schwer wiegend wären.
Deshalb hier einige Gedanken zur praktischen Seite des Umgangs mit den derzeitigen Herausforderungen.
Wie geht Psychotherapie ganz praktisch in diesen Zeiten?
Wir haben die Sitzungen in den letzten Wochen noch – wann immer möglich – „live“ abgehalten (natürlich unter genauester Einhaltung aller notwendigen Hygienemaßnahmen und nur, wenn alle Beteiligten komplett gesund waren). Das durften und sollten wir, da wir KassenpsychotherapeutInnen zur medizinischen Grundversorgung gehören. Wir dürfen weiterhin Präsenzsitzungen anbieten, schrauben diese Möglichkeit nun aber auf ein Minimum zurück, um unsere Gegenüber, uns selbst und alle anderen zu schützen.
Möglichkeiten der Video-Sprechstunde
Seit nicht allzu langer Zeit gibt es die Möglichkeit der so genannten „Video-Sprechstunde“. Und seit Beginn der „Corona-Krise“ haben sich die entsprechenden Vorschriften fast täglich gelockert. Wenn wir einen zertifizierten Anbieter wählen (der die gültigen Datenschutzbestimmungen erfüllt – was z.B. für Skype nicht der Fall ist), dürfen wir Psychotherapie am PC anbieten. Das gilt nun auch für Erstgespräche, psychotherapeutische Sprechstunden und probatorische Sitzungen.
„Video-Sprechstunde“, das klingt zunächst gewöhnungsbedürftig. Aber nachdem ich es nun schon einige Male ausprobiert habe, bin ich davon überzeugt, dass es eine gute Alternative ist. Natürlich ist ein persönliches Gespräch durch nichts zu ersetzen. Aber die „Video-Sprechstunde“ ist allemal besser als in diesen schwierigen Zeiten keine Unterstützung zu haben.
Ihre Vorteile bei der Video- Sprechstunde:
- Sie können ganz sicher sein, sich nicht auf dem Weg oder in den Räumen der Praxis anzustecken
- Sie können weiter an den für Sie anstehenden Themen arbeiten – die ja weiterbestehen werden und angegangen werden wollen, Corona hin oder her
- Sie können mit professioneller Unterstützung daran arbeiten, einen guten Umgang mit den derzeitigen Gegebenheiten zu finden
- Sie können auch dann Unterstützung erhalten, wenn Sie tatsächlich krank geworden sind (und dann vermutlich erst recht die Psychotherapie brauchen können)
- es ist ganz einfach. Sie brauchen auch kein gesondertes Programm herunter laden, sondern klicken einfach den Link, der Ihnen vor Ihrer „virtuellen Sitzung“ geschickt wird
Grenzen der Video-Sprechstunden
Leider wird die Video-Sprechstunde nicht für jede/n in Frage kommen. Grundvoraussetzungen dafür sind nämlich:
- ein gutes uns stabiles Internet
- ein geschützter Raum, in dem ein Gespräch nicht von jemand anderem verfolgt werden kann oder könnte
Alternative: Telefon
Eine ganz praktische, wenn auch etwas altmodische Alternative ist das gute alte Telefon. Ich persönlich finde es allerdings anstrengend, 50 Minuten lang zu telefonieren (während ein Video-Gespräch mir nicht anstrengend vorkommt). Außerdem sind die Vorschriften für therapeutische Telefonate noch sehr viel enger, sie dürfen immer noch nur unter sehr begrenzten Bedingungen durchgeführt werden.
Aber es gibt echte Vorteile:
- auch bei schlechtem (oder nicht vorhandenem) Internet normalerweise gut nutzbar
- es kann sich ein sehr intensives Gespräch entwickeln, wenn es nichts optisches gibt, das einen ablenkt
- ein Telefonat kann auch wunderbar bei einem Spaziergang durch die Natur genutzt werden, wo normalerweise niemand mithören kann
Passen Sie auf sich auf und bleiben Sie gesund!
Photo by Lina Trochez on Unsplash
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...
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