Seit ein paar Tagen befinde ich mich in Japan – eine unglaublich interessante Erfahrung. Ich weiß schon gar nicht mehr genau, was ich erwartet hatte. Auf jeden Fall ist es ganz anders, überraschend und fremd. Sympathisch, aber kaum begreifbar (zumindest für mich, bei diesem kurzen Besuch). Eine Überraschung war es zum Beispiel, dass kaum englisch gesprochen wird. Und es führt zu einigen spannenden Momenten, wenn man wirklich keine Ahnung hat, was denn in dieser Packung drin ist, die man im Supermarkt kaufen kann. Oder ob die Tube am Waschbecken ein Seifenspender oder eine Creme oder sonstwas ist (und auch beim Ausprobieren erschließt sich das nicht unbedingt, weil der Inhalt in Nichts dem Bekannten entspricht). Oder was man mit diesen ganzen Schälchen voller Essen eigentlich macht, die vor einem aufgebaut werden.
Die ersten Tage haben wir in einem traditionellen japanischen Gästehaus (Ryokan) in Kyoto verbracht, spannend, kann ich nur sagen. Zunächst einmal muss man sofort die Schuhe ausziehen, sobald man das Haus betritt (daran muss man dann auch immer denken, es wäre sehr unhöflich und gilt als unhygienisch, es nicht zu tun), es werden einem glücklicherweise gleich Pantoffeln zur Verfügung gestellt. Diese Pantoffeln darf man aber wiederum keinesfalls benutzen, um auf die Toilette zu gehen (da braucht man andere Pantoffeln, das darf man nicht verwechseln). Und dann das Essen. Wirklich unglaublich, wie verloren man ist, wenn nichts dem entspricht, was man kennt. Hinzu kommt, dass man immer ein Zimmer alleine für sich zum Essen bekommt (bevor man es betritt, muss man die Pantoffeln wieder ausziehen). Man kann sich also bei niemandem abschauen, wie man was isst.
In diesem Zimmer steht ein niedriger Tisch und so etwas wie Stuhllehnen ohne Beine, man setzt sich also auf den Boden (kann sich aber anlehnen). Dann werden alle möglichen Schüsselchen aufgetischt, alles ist wunderschön anzusehen und hübsch drapiert. Es gibt vor allem Meeresfrüchte und Fisch (auch rohen, viel rohen Fisch, den man auch roh isst), Tofu, Suppen und ganz zum Schluss (für den Fall, dass man noch nicht satt geworden ist) gibt es auch Reis.
Zum Frühstück gibt es in etwa dasselbe, nur dass man den Reis gleichzeitig bekommt und sich aus den Zutaten Sushi rollen soll (wie uns die Wirtin am zweiten Tag kichernd erklärte oder besser: Zeigte).
Aber auch vom Essen abgesehen ist Japan wirklich spannend. Es gibt einerseits viel Tradition, wunderschöne, riesige buddhistische Tempelanlagen.
Andererseits natürlich das moderne Japan. Mit einem perfekt funktionierendem System an öffentlichem Nahverkehr (nachdem wir verstanden haben, dass die Fahrkartenautomaten eine Möglichkeit haben, das Menü auf „englisch“ umzustellen, war es auch nicht mehr sooo schwierig, Fahrkarten zu kaufen), riesigen Kaufhäusern (mit meistens einer speziell dafür abgestellten Person pro Stockwerk, die englisch spricht und dann zur Bedienung der Ausländer hinzu gerufen wird) und Hochhäusern. Aber auch das ist anders als gedacht, z.B. gibt es eigentlich nur in der ersten Reihe Hochhäuser, danach kommen gleich kleine, eher ärmlich wirkende Häuser. Überhaupt ist alles eher ein wenig herunter gekommen und nicht so glitzernd und reich, wie ich dachte. Dabei alleridngs unglaublich sauber. Ich habe noch nie auch nur ein Fitzelchen Abfall auf den Straßen gesehen. Übrigens sieht man auch fast keine Tiere auf den Straßen, keine Katzen, keine Hunde. Diese Reise erinnert mich wieder einmal daran, wie relativ unsere persönliche Welt ist, wie häufig wir einfach nur glauben, irgend etwas müsse auf eine bestimmte Art funkionieren. Nein. Es kann auch ganz anders sein.
In diesem Sinne: Viele Grüße von hier!
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...
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