Das Thema WorkLifeBalance ist etwas abgenutzt, ist ein Allgemeinplatz geworden. In so ziemlich jeder Zeitschrift wurde schon einmal darüber berichtet, uns allen ist klar, dass es wichtig ist, logisch. Und weiter?

Ich kenne mehr als genug Selbstständige (einschließlich mich selbst), die ihren Job so engagiert und begeistert betreiben, dass sie leicht den „life“-Aspekt vergessen. Und das ist mit ein Grund ihres Erfolgs. Außerdem: Ist „work“ nicht gerade auch „Leben“ – und nicht das Gegenteil davon? Und ist nicht ein Ratschlag, der Selbstständigen immer wieder gerne gegeben wird, dass sie sich mit ihrer Firma identifizieren müssen, dass sie leidenschaftlich „bei der Sache“ sein müssen, um richtig gut zu sein? Auch das ist mehr als richtig.

Und jeder, der mich kennt, wird bestätigen können, dass ich eher zur „Work“-Seite der Gleichung gehöre. Weil ich meine Arbeit eben nicht als Gegensatz zum „Leben“ sehe und weil ich meine Arbeit sehr gerne mag. Aber (natürlich gibt es ein „Aber“…) die Erfahrung mit mir selbst und mit Kunden hat mich gelehrt, dass trotzdem eine gesunde Balance nötig ist – wie auch immer die im Einzelfall aussehen mag. Trotz großer Begeisterung für die Arbeit sind regelmäßige Pausen/Ferien/Freizeiten unbestreitbar wichtig. Sonst können wir nicht dauerhaft vor Energie sprudeln, kreativ und langfristig erfolgreich sein.

Die Tipps, die in den entsprechenden Artikeln gerne genannt werden, um die „Lebens-“ Seite zu stärken: regelmäßig Sport machen (am besten 4x die Woche, mindestens 40 Minuten), gesund essen (Biogemüse, regelmäßig selbst kochen, wenig Alkohol, wenig Süßes, trotzdem alles genießen), natürlich auch ausreichend schöne Zeit mit den Freunden, dem Partner und/oder den Kindern verbringen. Und dann – das wird meistens nicht so genau erwähnt – die restlichen paar Stunden, die am Tag übrig bleiben, dazu nutzen, effektiv, erfolgreich und gut gelaunt am beruflichen Erfolg basteln. Prima.

OK, vielleicht übertreibe ich etwas. Aber ich frage mich ernsthaft – wie können wir realistischerweise alles zusammen bringen: Leidenschaftlich und erfolgreich unseren Job machen, so etwas wie ein ausgefülltes Privatleben haben und dann auch noch Zeit und Kraft übrig haben, um uns aktiv um unseren Körper zu kümmern?

Meine Antwort ist: Zauberei gibt es nicht. Eine gute Balance ist außerdem nichts Statisches und muss immer wieder neu austariert werden. Ich habe hier drei einfache Regeln zusammengestellt, die es aus meiner Sicht erleichtern, eine gute, machbare WorkLifeBalance für sich zu etablieren:

  • werden Sie sich darüber bewusst, dass mehr arbeiten nur bis zu einem bestimmten Punkt mehr bringt. Dann leidet die Qualität. Es wird sowohl Ihre Lebensqualität steigern, wie auch die Qualität Ihrer Arbeit verbessern, wenn Sie sich regelmäßig kleine (oder größere) Auszeiten nehmen.
  • definieren Sie angemessene Arbeitszeiten und so etwas wie einen „echten Feierabend“ für sich. Das können die Abende nach einer bestimmten Uhrzeit, die Wochenenden oder regelmäßige Kurzferien sein (ich z.B. arbeite meistens abends lange und oft auch an den Wochenenden. Dafür mache ich recht häufig kurze und manchmal auch lange Urlaube). In manchen Phasen Ihrer Selbstständigkeit gibt es vielleicht keine großen Spielräume für Freizeit. Nehmen Sie sich trotzdem ganz bewusst (zur Not wenig) Zeit, die dann wirklich frei ist, sonst halten Sie auf Dauer nicht durch. Wichtig ist dabei, diese Zeiten im Voraus zu definieren und dann auch einzuhalten. Und nicht durch Email-Checks, Anrufe etc. zu unterbrechen. Egal, wie hoch Ihr Arbeitsaufkommen ist, das ist machbar und wichtig. Jeder Kunde versteht, dass Sie nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen – und möchte gerne von einem ausgeruhten, gut gelaunten Menschen bedient werden.
  • listen Sie mindestens zehn vergnügliche Dinge auf, die Sie in Ihrer Freizeit tun könnten. Fragen Sie Freunde um Rat, wenn Ihnen nicht so viele einfallen. Dieser Vorschlag mag Ihnen albern vorkommen – aber erfahrungsgemäß ist es gar nicht so einfach, Alternativen zur Arbeit parat zu haben, wenn man über längere Zeit immerzu arbeitet. Und wenn Ihnen in Ihrer Freizeit nichts Verlockendes einfällt, passiert es schnell, mangels Alternativen doch den PC hoch zu fahren.

Claudia Frey
Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin. Mehr ...

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